"Es ist über 84 Jahre her, und ich rieche immer noch die frische Farbe." So beginnt die alte Rose DeWitt Bukater (Gloria Stuart) auf der Kinoleinwand ihre Erzählung von einer der größten Katastrophen der Neuzeit. Der Untergang der "Titanic" kostete im April 1912 rund 1.500 Menschen das Leben.
Mit der Geschichte über die Titanic schrieb Regisseur James Cameron Kinogeschichte, verursachte Heulkrämpfe bei Tausenden Teenagern - und machte die beiden Hauptdarsteller Kate Winslet und Leonardo DiCaprio zu den Stars, die sie heute sind. Elf Oscars gab es für "Titanic". Und mit einem Einspielergebnis von 2,2 Milliarden US-Dollar ist er heute noch der wirtschaftlich dritterfolgreichste Film der Kinogeschichte.
Cameron kann sich noch gut erinnern an den Moment, in dem er zum ersten Mal dachte, sein Werk könne ein Erfolg werden, ein noch größerer vielleicht sogar als sein "Terminator" von 1984. Es war eine Aufführung vor Testpublikum in Minneapolis, wie Cameron im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagt. "Hinter mir saß eine Frau, die jeden ihrer Gedanken ausgesprochen und alles kommentiert hat. Da merkte ich: Wow, dieser Film ist wirklich kommunikativ."
Und das ist er bis heute, denn noch immer haben wohl die meisten Erwachsenen ein ziemlich deutliches Bild vor Augen, wenn jemand ruft: "Ich bin der König der Welt". Und das ikonische Bild von Rose (Winslet) und Jack (DiCaprio) mit ausgestreckten Armen am Bug des Schiffes dürften Tausende Pärchen auf Ausflugsdampfern nachgestellt haben.
Das Meisterwerk kommt nun nach 25 Jahren - technisch aufgemotzt - nochmal in die Kinos. "Wenn man es auf einen Slogan herunterbrechen würde, wäre es wohl: Emotionen und Spektakel", sagt Blockbuster-Experte Cameron, der seinen "Titanic"-Erfolg mit "Avatar" sogar noch übertreffen konnte, über sein Rezept.
"Es ist die Kombination aus einer emotionalen Reise und einem spektakulären, visuellen Erlebnis in einem Kino. Alle drei Filme sind für das Kino gemacht und wirken zuhause nicht ansatzweise so gut. Darum finde ich es auch so wichtig, "Titanic" jetzt nochmal in die Kinos zu bringen."
Zur Wiederveröffentlichung bekommt natürlich auch die Diskussion wieder Feuer, die Film-Fans seit 25 Jahren beschäftigt: Hätte Jack zum Schluss nicht doch zusammen mit Rose auf die rettende Tür gepasst? Musste er wirklich sterben? Regisseur Cameron geht der Frage in einer Spezial-Dokumentation von "National Geographic" mit dem Titel "Titanic: 25 Years Later" nach. Darin lässt er die Szene mit einer Requisitennachbildung und zwei Stuntleuten in vier Varianten nachstellen.
Das Ergebnis: "Jack hätte leben können" - allerdings nur, wenn viele Faktoren zusammen gekommen wären, beispielsweise wenn Rose ihm ihre Schwimmweste überlassen hätte und beide zitternd auf dem Holzstück hätten sitzen können. Cameron ist aber überzeugt: Jack wäre das Risiko, Rose in Gefahr zu bringen, nie eingegangen.
dpa/km