Zu Beginn des Films wird der Zuschauer Zeuge der Morgenroutine von Marzel Maraite. Im Film spielt er eine Person mit starken Zwangsstörungen. Nach dem Zähneputzen wird das Waschbecken mehrere Male penibel gewaschen. Zahnbürste, Handtuch, Rasierer - alles muss perfekt um das Waschbecken herum angeordnet sein.
Marzel Maraite ist ein Griesgram. Kein Wunder, denn seine Zwangsstörung ist ziemlich ausgeprägt. Mit einer großen Liebe zum Detail haben Joshua Cremer und sein Team es geschafft, den Zuschauer in das Leben des Neurotikers eintauchen zu lassen.
Auf die Filmidee kam Joshua Cremer in luftiger Höhe. "Im Garten meiner Mutter haben wir die Schaukel meiner Kindheit aufgebaut, weil ich einfach gerne schaukel. Durch das Auf und Ab kommt das Gefühl der Kindheit in mir hoch. Dort ist mir die Idee zu dem Film gekommen. Ich habe zwei Stunden auf der Schaukel gesessen und an die Begegnungen in meinem Dorf oder an mich selbst gedacht. Es ist wie eine Art Tagebuch schreiben."
Joshua Cremer sucht keine Geschichten. Die Geschichten finden ihn. Seine Gedanken hat er in einem ausführlichen Skript zusammengetragen. Alle Szenen hat er sich genauestens im Kopf ausgemalt und auf mehreren Seiten niedergeschrieben.
Teamarbeit
Unterstützung erhielt Joshua von zahlreichen Personen, unter anderem von den beiden Kameramännern Chris Eyre-Walker und Roger Arens. Dany Gallo kümmerte sich um die Musik. Anne-Sophie Velz war für die visuellen Effekte verantwortlich. Insgesamt haben rund 40 Personen bei dem Film mitgewirkt.
"Filme machen ist Teamwork", sagt Joshua Cremer. "Das ist niemals eine Ego-Sache. Ohne dieses Team wäre nichts möglich gewesen. Ich bin allen unendlich dankbar."
Im Verlauf des Films durchlebt der griesgrämige Marzel Maraite eine Veränderung. Hier kommt die zweite Hauptrolle ins Spiel, die von Simon Zolatar gespielt wird. Dem Sechsjährigen haben die Dreharbeiten sehr viel Spaß gemacht: "Es hat mir vor allem am Feuer sehr viel Spaß gemacht, weil ich da einfach rennen konnte und meine Kraft rauslassen konnte."
Schauspieler Marzel Maraite lässt seine Kraft normalerweise auf der Theaterbühne raus. "Das war für mich etwas ganz Neues, einen Film zu machen. Ich habe selten vor der Kamera gestanden. Ich habe mich ein wenig damit auseinandergesetzt und habe einfach das Theatralische weggelassen. Im Gegensatz zu meiner Charakterrolle bin ich jemand, der auch mal das Licht oder den Herd anlässt. Dennoch konnte ich die Motivation aufbringen, die Rolle zu füllen."
Das Kino Corso war zur Premiere ausverkauft. Rund 150 Personen haben sich den Film angeschaut und waren begeistert. Dabei kommt das 65-minütige Drama ohne ein gesprochenes Wort aus.
Das Projekt wurde von der Deutschsprachigen Gemeinschaft unterstützt. Die Hälfte der Produktionskosten hat die DG übernommen. Joshua Cremer plant auch schon weitere Projekte für die Zukunft. Wer neugierig geworden ist, der sollte sich merken: "The Moment of Eternity" läuft Anfang März im Jünglingshaus Eupen und Anfang April im Kino Scala Büllingen.
Dogan Malicki