"Das ist das Mindeste, was wir tun können", sagte Luc Dardenne, einer der beiden Regisseur-Brüder, am Freitagmorgen in der RTBF. "Die Menschen im Iran kämpfen für ein Leben in Demokratie und gegen die willkürliche Unterdrückung durch das Regime. Menschen werden ins Gefängnis gesteckt, unter ihnen Filmemacher. Das Filmfestival stärkt dieses Machtgefüge, und deshalb können wir unseren Film dort nicht zeigen."
Seit Mitte September protestieren die Menschen im Iran gegen das Regime. Auslöser war der gewaltsame Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini. Er war der Tropfen, der das Fass der Unzufriedenheit zum Überlaufen brachte. Tausende Kritiker der Islamischen Republik wurden inhaftiert, unter ihnen auch mehrere bekannte Filmschaffende wie Jafar Panahi ("This is not a film", "Closed curtain", "Taxi Teheran"). Der 62-Jährige ist einer der international bekanntesten Filmregisseure des Iran. Er setzt sich in seinem Werk immer wieder kritisch mit der iranischen Führung auseinander. Am Donnerstag ist der Regisseur im berüchtigten Ewin-Gefängnis in einen Hungerstreik getreten.
"Wir sind solidarisch mit denen, die gegen das Regime kämpfen, und würdigen ihren Mut", heißt es in einer Erklärung der Brüder Dardenne. Wir haben uns schon immer dem iranischen Regime widersetzt. An dem Festival teilzunehmen, wäre gefährlich. Denn es würde bedeuten, dass wir das Regime unterstützen."
Wie die Veranstalter des Fajr-Festivals an eine Kopie von "Tori und Lokita" gekommen sind, ist unklar. Weder Jean-Pierre und Luc Dardenne noch der europäische Filmverleiher Wild Bunch seien vorab kontaktiert worden, heißt es. Bekannte im Iran hätten sie informiert, sagt Luc Dardenne. Daraufhin habe man den Film umgehend aus dem Programm nehmen lassen.
Das Fajr-Festival findet seit vielen Jahren in Teheran statt. Eigentlich galt es als renommiert und trug bedeutend zum Image des Iran bei. Wegen seiner Nähe zum Regime haben sich inzwischen aber immer mehr Regisseure und Schauspieler von dem Festival zurückgezogen.
Mit der internationalen Ausrichtung wolle sich das Regime profilieren, sagt Luc Dardenne, und zeigen: Seht her, wir haben Verbindungen in die Welt, unser Land wird von allen anerkannt, jeder kommt zu uns.
In Teheran soll noch ein zweiter belgischer Spielfilm gezeigt werden: "Rebel" der Regisseure Adil El Arbi und Bilall Fallah. Auch sie fordern jetzt, dass er aus dem Programm genommen wird. Auf Instagram schreiben Adil und Bilall: "Unseren Film zu präsentieren, würde bedeuten, dass wir den Kampf der unterdrückten Menschen im Iran ignorieren."
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