Bald geht es los. Im Dezember geben die vielen Kritikerverbände in den USA ihre Preisträger des Jahres bekannt. Und da die Oscar-Juroren nicht alle Filme sehen können, lassen sie sich von den Kritikern oft dazu überreden, sich zumindest die Filme anzuschauen, die auf den Bestenlisten erwähnt werden. So kommt es, dass es oft viele Übereinstimmungen zwischen den Kritikerpreisen und den Oscars gibt.
Noch allerdings schwimmen die Oscarologen mit ihren Prognosen in wildem Wasser und sie können sich nur auf ihren Instinkt und ihre Erfahrung verlassen, um die Spreu vom Weizen zu trennen.
Ganz ohne Einfluss von außen war ich im Laufe des Jahres zu der Überzeugung gelangt, dass "Toy Story 3", "Inception" und "The Social Network" gute Chancen haben, einen der zehn Plätze als bester Film des Jahres zu ergattern. Und in der Tat gehören diese drei Filme zu denen, die in Hollywood am häufigsten getippt werden. Vielleicht schafft es auch "The Kids are all right". Andere Favoriten wie "The King's Speech" oder "127 Hours" haben wir noch nicht gesehen.
Bei den Darstellern werden Colin Firth in "The King's Speech" und Julee and the Bening in "The Kids are all right" hoch gehandelt. Aber das sind Spekulationen, die erst in den nächsten Wochen bestätigt werden müssen, denn es muss nicht sein, dass die ausgewählten Schauspieler aus Filmen stammen, die nominiert werden. Machmal geht der Oscar nämlich an Darsteller, die in Filmen zu sehen sind, die sonst kaum nominiert sind. Denken wir (in den letzten Jahren) an Jeff Bridges in "Crazy Heart", Penelope Cruz in "Vicky Cristina Barcelona", Marion Cotillard in "La môme", Forest Whitaker in "The Last King of Scotland" oder Rachel Weisz in "The Constant Gardener".
Hier ein paar (belgische) Startdaten von Filmen, die man im Auge behalten sollte:
- Another Year von Mike Leigh - 22. Dezember
- Hereafter von Clint Eastwood - 19. Januar
- Winter's Bone von Debra Granik - 19. Januar
- 127 Hours von Danny Boyle - 16. Februar
- The King's Speech von Tom Hooper - 23. Februar
- True Grit von Joel und Ethan Coen - 23. Februar
- Black Swan von Darren Aronofsky - 2. März
- The Fighter von David O. Russell - 9. März
Da die Oscars aber bereits am 27. Februar vergeben werden, kommen die beiden letztgenannten Filme für uns schon zu spät in die Kinos.
Unter den Anwärtern finden sich übrigens Regisseure, die noch vor kurzem einen Oscar gewonnen haben: Danny Boyle für "Slumdog Millionaire" 2009, die Coen-Brüder für "No Country for Old Men" 2008 und Clint Eastwood für "Million Dollar Baby" 2005. Und wenn man den Kreis noch etwas erweitert, trifft man auch auf Roman Polanski, der 2003 bester Regisseur bei den Oscars wurde und dessen letzter Film "The Ghostwriter" bei den Europäischen Filmpreisen, die am 4. Dezember vergeben werden, gut im Rennen liegt. Und auf Martin Scorsese (Oscar-Gewinner 2007 für "The Departed"), dessen Film "Shutter Island" das Handicap überwinden muss, bereits Anfang des Jahres in den Kinos gelaufen zu sein. Oscar-Juroren haben - wie viele andere Menschen auch - ein kurzes Gedächtnis.
Frank Vandenrath - Bild: epa