Nach seinem großen Erfolg "Ne le dis à personne" untersucht Guillaume Canet jetzt das Thema "Freundschaft" mit einer Riege namhafter französischer Darsteller. Allen voran François Cluzet, der mit fortschreitendem Alter immer mehr in die Fußstapfen von Dustin Hoffman tritt. Mit dabei auch Benoît Magimel, Gilles Lellouche und Jean Dujardin sowie Canets Lebensgefährtin, die Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard.
Erzählt wird die Geschichte von ein paar Freunden, die, obwohl einer von ihnen gerade nach einem schweren Verkehrsunfall im Krankenhaus liegt, beschließen, wie geplant ihren Urlaub gemeinsam an der Küste im Südwesten Frankreichs zu verbringen. Der Unfall lastet auf ihnen, aber auch sonst gibt es genügend Zündstoff unter den Anwesenden, um die Atmosphäre zu trüben.
Die "Freundschafts-Chronik" ist ein Filmgenre, das im Laufe der Jahre immer wieder für Highlights gesorgt hat: "Vincent, François, Paul et les autres" von Claude Sautet in den 70ern, "The Big Chill" von Lawrence Kasdan in den 80ern oder "Peter's Friends" von Kenneth Branagh in den 90ern, um nur einige zu nennen.
"Les petits mouchoirs" reicht nicht ganz an diese Vorbilder heran, vor allem deshalb, weil der Film viel zu lang ist. Nichts in diesem Drehbuch rechtfertigt eine Länge von zwei Stunden und 34 Minuten. Canet hätte aus der Mitte des Films ruhig einiges herausschneiden können, ohne der Entwicklung der verschiedenen Handlungsstränge zu schaden. Auch hätte ich mir etwas mehr Humor gewünscht. Die ach so menschlichen Schwächen der Hauptfiguren wären dann erträglicher gewesen.
Trotzdem ist der Film unterhaltend und vor allem wegen seiner Darsteller sehenswert, die sich in die vielen Gruppenszenen einbringen, ohne die Aufmerksamkeit immer auf sich lenken zu wollen. "Les petits mouchoirs" ist eine etwas wehmütige Hymne auf das, was vor allem Männer miteinander verbindet, ohne dass es ihnen bewusst ist: Freundschaft. Und erst wenn der Sturm losbricht, zeigt sich, ob sich eine Freundschaft bewährt oder ob sie den Egos der großen Kinder, die Männer anscheinend ihr Leben lang bleiben, zum Opfer fällt ...
Frank Vandenrath - Bild: epa