Man muss kein Facebook-User sein, um die bittersüße Erfolgs-Story des Marc Zuckerberg im Kino genießen zu können. Und ob alle dargestellten Ereignisse der Wahrheit entsprechen, ist auch nicht wirklich ausschlaggebend. Die Geschichte einer Freundschaft, die an Ruhm und Geld zerbricht, hat universellen Charakter und berührt auch diejenigen, die noch nie Milliarden mit einer originellen Idee verdient haben.
Mark Zuckerberg ist Student in Harvard und entwickelt aus verschmähter Liebe verschiedene Internet-Portale, die ihn schließlich zum Vater des "Facebook" werden lassen. "Facebook" ermöglicht es den Internet-Usern, ein ständiges Tagebuch im Netz zu betreiben, das nur eine auserwählte Schar von Freunden einsehen darf.
Das Bedürfnis moderner Menschen nach einer mehr oder weniger öffentlichen permanenten Selbstdarstellung ist so groß, dass dieses Angebot in kürzester Zeit ein Hit geworden ist und zahllose Kunden auf der ganzen Welt anzieht. Der Rubel rollt und Marc Zuckerberg, der als überintelligenter Eigenbrötler mit sozialen Defiziten dargestellt wird, vergisst ziemlich schnell, wem er seinen Erfolg zu verdanken hat. Schon bald wird er zum Mittelpunkt von zwei Prozessen, in denen es um viel Geld geht.
Dem Drehbuchautor Aaron Sorkin und dem Regisseur David Fincher ("Seven", "Fight Club", "Benjamin Button") ist es zu verdanken, dass aus dem Film eher eine wehmütige emotionale Milieu-Studie geworden ist denn eine Illustration des berühmten amerikanischen Traums. Und die Schauspieler sind alle großartig: Jesse Eisenberg ("Der Tintenfisch und der Wal"), Andrew Garfield ("Von Löwen und Lämmern"), ja sogar Justin Timberlake, sie alle finden die Widersprüche in ihren Charakteren und schöpfen jede der gut geschriebenen Szenen genüßlich aus.
Nach "Toy Story 3" und "Inception" ist "The Social Network" der dritte seriöse Oscar-Kandidat des Jahres.
Frank Vandenrath - Bild: epa