Die Geschichte der 13.000 Juden, die im Sommer 1942 in Paris nicht von den Nazis, sondern von der französischen Polizei aufgegriffen und im Stadion "Vel d'hiv" unter unwürdigen Bedingungen zusammengepfercht wurden, erzählte vor einigen Monaten bereits der Film La rafle.
"Elle s'appelait Sarah" nach dem Roman von Tatiana de Rosnay greift auch auf diese historischen Ereignisse zurück, allerdings erleben wir die schrecklichen Geschehnisse diesmal nur in Form von Rückblenden. Doch diese paar Szenen schaffen es sehr viel besser als der ganze Film "La rafle", den Zuschauer bei seinen Emotionen zu packen und den Horror von damals zu beschwören.
Der eigentliche Handlungsstrang des Films spielt in der Gegenwart: Kristin Scott Thomas ("Il y a longtemps que je t'aime", "Gosford Park", "Der Pferdeflüsterer", "Der englische Patient", "Vier Hochzeiten und ein Todesfall") ist eine Journalistin, die sich auf die Suche nach einem verschwundenen jüdischen Mädchen macht, das damals mit deportiert wurde, aber anscheinend nie in einem der deutschen KZ's angekommen ist.
Viele Menschen haben den Wunsch, zu erfahren, wie die Lebensgeschichten von Menschen, die sie oder ihre Vorfahren einmal gekannt haben, verlaufen sind, aber im wirklichen Leben machen wir oft die Erfahrung, dass das nicht geht und wir uns mit unvollständigen Puzzles zufrieden geben müssen. Da haben es der Roman und der Film schon leichter, können sie doch Geschichten erzählen, die ein Ende (nicht unbedingt ein Happy End) haben und in sich schlüssig sind.
Ich gehöre zu denen, die sich über eine gut aufgebaute und gut erzählte Geschichte freuen. Andere finden das zu klassisch und lieben es experimenteller. Der Film "Elle s'appelait Sarah" gehört eindeutig in die erste Kategorie. Wenn Sie nicht davor zurückscheuen, einmal mehr den Weg in die Zeit des Zweiten Weltkriegs einzuschlagen, oder aber am subtilen Porträt einer modernen Frau interessiert sind (Kristin Scott Thomas ist wieder große Klasse), dann sind Sie hier an der richtigen Adresse.
Frank Vandenrath - Bild: epa