Genau wie bei "The Blind Side" basiert die Story auf einer wahren Geschichte und genau wie bei "The Blind Side" ist man erschüttert, zu erfahren, dass es in den USA heute noch Frauen gibt, die mit einem Weltbild von vor 50 Jahren leben. Und obwohl die von Julia Roberts verkörperte Liz Gilbert berufstätig ist und gar nicht mal im mittleren Westen wohnt, sieht es so aus, als habe sie noch nie etwas vom Recht der Frauen auf ein eigenes Leben und Selbstverwirklichung gehört.
Irgendwie ist sie nur auf eingetretenen Pfaden gewandelt, und nachdem sie sich (kinderlos) hat scheiden lassen, stellt sie sich plötzlich die Frage, ob das denn schon alles war. Auf der Suche nach sich selbst tut sie all das, was man Ende der 60er Jahre so tat, wenn man nach einem alternativen Lebensstil suchte: sie frönt dem "dolce farniente" in Italien, besucht einen Aschram in Indien (ich wußte gar nicht, dass es die heute noch gibt!!) und genießt das Paradies auf Bali.
Das Schlimmste ist: die ganze Zeit fühlt sie sich irgendwie schuldig, so als hätte sie gar kein Recht darauf, ihr Glück mal woanders zu versuchen. Als sie dann in Indien einen älteren Mann kennenlernt, der sich wirklich etwas zu vergeben hat, wird zumindest dem Zuschauer klar, wie albern es ist, zweieinhalb Stunden in Gesellschaft dieser "hohlen Nuss" zu verbringen. Diese Szene, in der Richard Jenkins erklärt, warum er in Indien nach seinem Seelenfrieden sucht, ist übrigens so schlecht geschrieben, dass der Schauspieler seine ganze Kunst aufbieten muss, um nicht im Kitsch zu ersticken. Das wird ihm wohl seine zweite Oscar-Nominierung einbringen.
Genau wie bei "The Blind Side" ist es nur der Hauptdarstellerin zu verdanken, dass man das Kino nicht vorzeitig verlässt. So wie Sandra Bullock scheut auch die Roberts nicht davor zurück, die Rolle voll auszufüllen und die vielen Schwächen des Drehbuchs, so gut es geht, wettzumachen. Fans von Julia Roberts werden also ihre Freude an diesem "Festival" haben, in dem sie alles zeigt, was man an ihr so liebt. Nicht zuletzt die leise Ironie ganz hinten in ihren Augen, die uns wissen lässt, dass auch sie mitbekommen hat, auf welcher Galeere sie gestrandet ist.
Tatsächlich funktioniert der Film dann am besten, wenn er sich nicht zu ernst nimmt und seine Szenen mit Humor würzt. Der ganze Italien-Trip ist denn auch sehr vergnüglich, doch spätestens in Indien stürzt die Geschichte ab, um sich in ihrem eigenen Pathos zu ertränken. Und da der Film auch noch sehr lang ist, schaut man entsetzt auf die Uhr, als es nach Bali geht und einem bewußt wird, dass ein Drittel der Story einem noch bevorsteht.
Wenn man jetzt noch die Namen der männlichen Partner der Roberts erwähnt, versteht man eigentlich überhaupt nicht mehr, warum diese Frau unglücklich ist: sie verlässt Billy Crudup (!), hat ein Verhältnis mit James Franco (!!), um dann in Bali Javier Bardem (!!!) kennenzulernen. Wie "hollywood-like" ist das denn?
Frank Vandenrath - Bilder: epa