Eine Woche nach dem Schuldspruch gegen Bill Cosby wegen sexueller Übergriffe hat die Oscar-Akademie den Entertainer sowie den Regisseur Roman Polanski ausgeschlossen. Als Grund nannte der Aufsichtsrat der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles einen Verstoß gegen ihre Verhaltensrichtlinien.
Cosby war wegen schwerer sexueller Nötigung in drei Fällen schuldig gesprochen worden. Gegen Polanski ermittelt die US-Justiz seit fast 40 Jahren wegen des Verdachts von Sexualdelikten. Der Entschluss sei am Dienstag gefallen, teilte die Akademie mit. "Der Aufsichtsrat unterstützt weiterhin die Ethikstandards, die die Mitglieder verpflichten, die Werte der Akademie in Bezug auf die Menschenwürde hochzuhalten", hieß es weiter. Der Akademie gehören rund 7.000 teils ehemalige Filmschaffende an, darunter Schauspieler, Regisseure, Produzenten, Kostüm- und Set-Designer sowie Musiker.
Mit dem Ausschluss folgt der Aufsichtsrat laut "Hollywood Reporter" einem neuen Verfahren, mit dem Verhaltensstandards eingehalten werden sollen. Es war im Zuge des Skandals um Filmproduzent Harvey Weinstein wegen sexueller Übergriffe eingeführt worden. Weinstein wurde bereits im Oktober von der Akademie ausgeschlossen.
Der mit der "Bill Cosby Show" berühmt gewordene Cosby (80) war vor einer Woche in seinem Strafprozess in Pennsylvania wegen sexueller Nötigung verurteilt worden. Die Jury sah als erwiesen an, dass er 2004 eine damalige Universitätsangestellte gegen ihren Willen mit Tabletten handlungsunfähig gemacht und dann begrapscht hatte.
Polanski (84) hatte 1977 zugegeben, Sex mit einer 13-Jährigen gehabt zu haben, den Vorwurf einer Vergewaltigung aber zurückgewiesen. Er verbrachte damals 42 Tage unter psychiatrischer Beobachtung und floh aus Angst vor einer Gefängnisstrafe 1978 vor der Urteilsverkündung nach Frankreich. Er betrat die USA seitdem nicht mehr. Der Oscar, den er 2003 in Abwesenheit für das Drama "Der Pianist" erhielt, wird ihm nicht entzogen.
dpa/jp/est