Der Film "Die Reifeprüfung", der ihn berühmt machte, wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Dustin Hoffman war gerade 30, als ihn die Rolle des schüchternen Benjamin Braddock ins Rampenlicht katapultierte. Unvergesslich ist die Szene, wie er mit der sex-hungrigen Bekannten seiner Eltern, gespielt von Anne Bancroft, plötzlich alleine im Zimmer ist. "Mrs. Robinson, Sie versuchen doch jetzt, mich zu verführen ... nicht wahr?", stammelt der unerfahrene College-Junge.
Es war seine erste Hauptrolle in Hollywood. "Die Reifeprüfung" unter der Regie von Mike Nichols ist ein zeitloses Meisterwerk, das sich über die verlogene Gesellschaftsordnung lustig macht, mit sexuellen Tabus bricht und Hoffman als Star des amerikanischen Films etabliert. An diesem Dienstag wird der zweifache Oscar-Preisträger 80 Jahre alt.
Hoffman steht weiterhin in gefeierten Auftritten vor der Kamera. Zuletzt lief er im Mai in Cannes über den roten Teppich, wo er die Netflix-Produktion "The Meyerowitz Stories" vorstellte. In der Tragikomödie von Noah Baumbach brilliert er als grantiges Oberhaupt einer kaputten Künstlerfamilie, in der sich Kinder und Eltern kräftig fetzen.
Hoffmans Privatleben ist offensichtlich harmonischer. Er und Ehefrau Lisa feiern im Oktober ihren 37. Hochzeitstag. Sie seien heute "noch mehr ineinander verliebt", sagte die 62-Jährige im Juli der US-Zeitschrift "Closer". Sie seien sich das erste Mal begegnet, als sie selbst zehn Jahre alt war, erzählt Lisa Hoffman. Ihre Großmutter und seine Mutter waren miteinander befreundet. Das Paar hat vier gemeinsame Kinder, zwei weitere Töchter stammen aus der ersten Ehe des Schauspielers.
Auch hinter der Kamera
Hoffman lässt sich vom Alter nicht bremsen. Mit 74 Jahren wechselte der Darsteller noch hinter die Kamera und inszenierte den berührenden Film "Quartett". Mit einem Augenzwinkern thematisiert er das Älterwerden. Es geht um Freundschaft und Rivalität betagter Musiker in einem Altersheim. Auch in dem Film "Der Chor - Stimmen des Herzens" ging es wieder um Musik. Darin spielte Hoffman einen strengen Chorleiter und Dirigenten, der einen jungen Sänger aus schwierigen Verhältnissen fördert.
Er wollte selbst erst Musiker werden, doch Hoffman wechselte als junger Student das Fach, nahm Schauspielunterricht in Kalifornien, dann beim Actors Studio in New York. Mit Theaterauftritten und kleinen Fernsehrollen hielt er sich viele Jahre über Wasser. Bis Anfang 30 habe er kaum Geld verdient, erzählt der 1,67 Meter große, oft schüchtern wirkende Schauspieler über seine Anfänge.
Auch aus der "Reifeprüfung" wäre beinahe nichts geworden, denn Regisseur Mike Nichols wollte eigentlich Robert Redford für die Benjamin-Rolle gewinnen. Doch der schlug das Angebot aus, der Zuschlag ging an den in Hollywood völlig unbekannten Hoffman. Auf Anhieb gewann er seine erste Oscar-Nominierung. Bis heute gilt der Kultfilm der 68er-Generation als Kinoklassiker. Seither hat der gebürtige Kalifornier mit einer enormen Wandlungsfähigkeit oft schwierige Charaktere und Außenseiter gespielt.
In "Asphalt Cowboy" gab er den verkrüppelten New Yorker Kleingauner Rizzo, in Arthur Penns Westernsatire "Little Big Man" das kleinwüchsige Bleichgesicht Jack Crabb und in "Tootsie" einen arbeitslosen Schauspieler, der als Frau verkleidet für Trubel sorgt. Begeisterte Kritik erhielten 1976 "Der Marathon-Mann" und der im gleichen Jahr erschienene Watergate-Film "Die Unbestechlichen", in dem Hoffman und Redford als Reporter der "Washington Post" den Polit-Skandal um Präsident Richard Nixon ins Rollen bringen.
Rain Man
Seinen ersten Oscar bekam er 1980 als Gegenspieler von Meryl Streep in dem Scheidungsdrama "Kramer gegen Kramer", der zweite folgte 1989 für seine überzeugende Darstellung eines Autisten in Barry Levinsons preisgekröntem Drama "Rain Man". Auf die Rolle hatte er sich unter anderem durch Besuche in psychiatrischen Kliniken vorbereitet - und wurde erneut seinem Ruf als Perfektionist gerecht.
Tom Cruise, der in "Rain Man" den Yuppie-Bruder von Hoffmans Figur spielt, würdigte später die "grenzenlose Neugier" seines Co-Stars. Hoffman trete erst dann vor die Kamera, wenn er "die absolute Wahrheit der Person ergründet hat, die er porträtiert", sagte Cruise 1997 bei der Vergabe der Golden Globes. Er überreichte Hoffman - damals noch nicht einmal 60 - den Cecil B. DeMille Award für das Lebenswerk.
Einblicke in die eigene Familiengeschichte trieben Hoffman im vergangenen Jahr in der Ahnenforschungs-Sendung "Finding Your Roots" die Tränen in die Augen. Darin erfuhr der Schauspieler, dass seine jüdische Urgroßmutter fünf Jahre in einem sowjetischen Lager verbracht hatte, nachdem ihr Mann und Sohn von der Geheimpolizei Tscheka getötet worden waren. 1930 im Alter von 62 Jahren erreichte sie schließlich die USA - mit einer Armprothese, starker Sehschwäche und von der Einwanderungsbehörde auf Ellis Island in New York als altersschwach beschrieben.
"Sie war eine Heldin", sagte Hoffman unter Tränen über seine Urgroßmutter. Anders als seine Eltern, die ihre Herkunft verheimlichten, stehe er klar zu seinen jüdischen Wurzeln. "Ich bin ein Jude", sage er heute, wenn er danach gefragt werde. "Sie überlebten alle, damit ich hier sein kann."
Von Barbara Munker, dpa - Bild: Valerie Macon/AFP