Vielen seiner Landsleute sei die Geschichte des kleinen Freistaates nicht bekannt, dabei sei sein Entstehen eng mit der niederländischen Geschichte verknüpft, genauer mit dem Ehrgeiz von König Willem. So beschreibt er in seinem Buch, dass er kurz und prägnant nur "Moresnet" nennt, dann auch, wie sich der niederländische König schon vor dem Wiener Kongress darum bemühte, einen Teil des Kuchens zu erhalten, als es galt, Napoleons Reich neu einzuteilen.
Und er erzählt es packend, ebenso wie das Tauziehen um die Zinkerzgrube, stets anhand der Akteure, wie etwa die Familie Mosselmann mit der tatkräftigen Fanny, die mit ihrem Ehemann Le Hon erstaunliche Erfolge verbucht. Das ist nur ein Aspekt der vielen Besonderheiten, die Dröge anschaulich in Bild setzt, 20 Jahre vor dem Entstehen der boomtowns in Kansas oder Texas, mit ihren Saloons und Sheriffs.
Und immer wieder Überraschendes: Moresnet , diese "Aktiengesellschaft mit Grenzen" gleiche noch am ehesten dem amerikanischen Virginia. Es startete als Privateigentum des britischen Handelshauses "Virginia Company"; nun, Virginia wurde später ein Staat, das "Onverdeeld Gebied" schaffte es nicht. Weshalb nicht, auch dafür hat Dröge eine überraschende These.
"Nicht fiktional" habe er das Buch geschrieben. Und in der Tat, nichts in dem Buch ist trocken. Dafür aber minutiös recherchiert, in den Archiven in Eupen, Brüssel, Den Haag und Paris.
Es gefällt auch die für Ostbelgier ungewohnte und neue Perspektive: die niederländische Perspektive auf das vergessene Nachbarland, ins Leben gerufen von zwei Königen, Willem von Oranien und Wilhelm von Preußen.
Text und Bild: Frederik Schunck
I'm Museum in Kelmis wundern wir uns keineswegs über die vielen Niederländer, Wir haben das Buch gelesen und waren beteiligt. Steht im Vorwort, hätte der Berichterstatter vielleicht auch lesen sollen. Derweil heißen die Veranstaltungen zur 200 Jahresfeier auch nicht Neutralia! Sondern 1816 Neutral-Moresnet 2016. Und im Museum ist zurzeit eine Austellung, die dieses Thema genauatens Behandelt!
Kelmis hat schon eine sehr interessante und bewegende Geschichte, wenn man bedenkt, dass sich zwei so bekannte Autoren diesem Thema widmen. Die Niederlande und das Königreich Preußen wollten unbedingt die Kelmiser Mine. Der Streit um die Mine dauert ein Jahr.
Die Bevölkerung hatte nicht danach gefragt neutral zu werden.
Die heutigen Kelmiser Gemeindegrenzen sind die von damals beschlossenen Grenzen von Neutralmoresnet.
Die Frage, die ich mir stelle: Wieso findet die Vorlesung des Buches in Eupen und nicht in Kelmis statt?
Zur Frage von Robert Schmetz: Die Veranstaltung am 1. Juni ist eine Gemeinschaftsinitiative der Buchhandlung Logos und des Kulturellen Komitees der Stadt Eupen, die im Bereich Lesungen schon seit Jahren kooperieren. Als wir vom Erscheinen einer deutschsprachigen Fassung erfuhren, waren wir sofort Feuer und Flamme, haben die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und Herrn Dröge engagiert. Das Interesse an "regionaler Weltgeschichte" kennt keine Grenzen. Wir würden uns freuen, zahlreiche Gäste zur Vorstellung von "Niemands Land" im Eupener Jünglingshaus begrüßen zu dürfen. Mehr Informationen finden Sie im Netz auf der Seite des Kulturellen Komitees.
Danke an Karin Breuer für die Antwort. Ich hatte so verstanden, als ob der Autor selber den Ort ausgesucht hätte .
Da Logo und das Kulturelle Komitee Eupen diese Vorlesung organisiert, kann ich die Wahl des Ortes sehr gut nachvollziehen.
Das Buch „Zink“ von David Van Reybrouck wäre auch eine gute Wahl gewesen.