Noch steht der Winter bevor, doch der Bücherfrühling kündigt sich bereits an. Er beginnt mit einiger Melancholie. Der erste große Roman des neuen Jahres kommt von Martin Walser. Anfang Januar erscheint "Ein sterbender Mann" des 88-Jährigen - ein Buch über "das Altsein, die Liebe und den Verrat", wie es in der Ankündigung des Rowohlt Verlages heißt.
Auch die 88 Jahre alte Inge Jens beschäftigt sich mit dem Sterben. "Langsames Entschwinden. Vom Leben mit einem Demenzkranken" (Rowohlt) sind ihre Erinnerungen an die tückische Krankheit ihres Mannes Walter Jens überschrieben. Die Literaturwissenschaftlerin ("Frau Thomas Mann") hatte bereits Jahre vor seinem Tod 2013 in einem "Stern"-Interview gesagt: "Den Mann, den ich liebte, gibt es nicht mehr."
Die jüngere Generation macht es sich aber auch nicht gerade leicht. Juli Zeh (41) bringt einen neuen Roman mit dem Titel "Unterleuten" heraus. Der Luchterhand Verlag verspricht "einen großen Gesellschaftsroman über die wichtigen Fragen unserer Zeit. Gibt es im 21. Jahrhundert noch eine Moral jenseits des Eigeninteresses?" Moderatorin Sarah Kuttner (36) begibt sich gegen ihre Gewohnheit auf ernstes Terrain. «180 Grad Meer» ist nach Angaben des S. Fischer Verlages eine «tragische Komödie über den Mut zu leben». Sie sei selbst überrascht gewesen, wie ernst die Geschichte geworden sei, sagte sie im Verlags-Interview.
Aber auch von Monika Maron, Judith Hermann, Martin Mosebach und Ilija Trojanow - um nur einige zu nennen - erscheinen neue Bücher. Und die Krimi-Bestseller-Autoren werden sich dem Markt gewiss nicht verweigern.
Krimi
Und die Krimi-Bestseller-Autoren werden sich dem Markt gewiss nicht verweigern. An hohen Hürden wird mit Sicherheit der schwedischen Autor David Lagercrantz gemessen. Er setzte die Millennium-Serie des vor mehr als zehn Jahren verstorbenen Stieg Larsson fort und kam mit "Verschwörung" in die Bestellerlisten. Nun erscheint "Der Sündenfall von Wilmslow". Der Roman ist nach Angaben des Piper Verlags "eine perfekte Mischung aus Kriminalroman und Zeitgeschichte". Von schwedischen Kritikern sei er gefeiert worden.
Sein Roman-Debüt legt der 68-jährige österreichische Chansonnier, Aktionskünstler und Schauspieler André Heller vor. "Das Buch vom Süden" erzählt nach Angaben des Zsolnay-Verlags die Geschichte eines "fleißigen Taugenichts".
Flüchtlinge
Ganz gegenwärtig auf dem kommenden Buchmarkt sind die brennenden Themen unserer Zeit: Flüchtlinge in fast allen Ländern Europas, der Einfluss und der Terror des sogenannten Islamischen Staates sowie der gesellschaftliche Wandel. "Zum Hass verführt" ist der Titel des Buches (Eichborn) von Thomas Mücke. Es trägt den Untertitel "Wie der Salafismus unsere Kinder bedroht und was wir dagegen tun können". Mücke, Pädagoge und Politologe, engagiert sich seit Jahren in der Extremismus-Prävention und der Jugendarbeit.
Farida Abbas war 18 Jahre alt, als der IS ihr Dorf im irakischen Sinjar-Gebirge überfällt. Vier Monate habe Farida in der Hölle auf Erden gelebt, heißt es vom Lübbe Verlag. Ihre Geschichte hat sie aufgeschrieben: "Das Mädchen, das den IS besiegte". Die in Berlin-Neukölln geborene Güner Yasemin Balci erzählt in ihrer bei Fischer Verlage erscheinenden Reportage "Das Mädchen und der Gotteskrieger" das Schicksal einer 16-Jährigen, die über vorgegaukelte Liebe als Dschihad-Braut angeworben wird und erst im sogenannten Kalifat merkt, dass sie benutzt wurde.
Für Sprachenverlage wie Pons und Langenscheidt sind die Flüchtlinge auch eine besondere Herausforderung. "Das Segment Deutsch als Fremdsprache erlebt einen nie gekannten Boom", heißt es im "Börsenblatt" des Deutschen Buchhandels. Langenscheidt kündigte an, dass die Angebote zum Deutschlernen ausgebaut werden.
Pons-Verlagsleiter Erhard Schmidt sagte dem "Börsenblatt", man sei von der großen Zahl von Flüchtlingen überrascht worden: Habe man im Jahr 2014 die Auflage für das "Bildwörterbuch Arabisch" noch auf 5000 Exemplare angesetzt, seien bis jetzt bereits 25.000 Bücher verkauft worden. Derzeit werde nachgedruckt. In vielen Verlagen würden Sprachlehrwerke und Wörterbücher entwickelt oder zur Verfügung gestellt, die für Integrationskurse gedacht seien.
Von Marion Thunemann, dpa - Illustrationsbild: Daniel Roland (afp)