Aachen als Lieblingspfalz und Alterssitz Karls des Großen fehlt in keinem Überblickswerk über die Baukunst des Mittelalters. Noch die Überreste machen deutlich, dass die Aachener Pfalz in ihrer Größe und Gestalt ungewöhnlich war: ungewöhnlich aufwendig und ungewöhnlich groß. Wegen seiner Bedeutung ist der Aachener Dom mit seinem karolingischen Kernbau seit 1978 UNESCO-Welterbe – und damit das erste in Deutschland und eine der ersten zwölf Kulturerbestätten weltweit.
Unter dem Titel "Die Erforschung der karolingischen Pfalz Aachen" hat der LVR ein 600 Seiten starkes Buch von Frank Pohle als Band 70 der Rheinischen Ausgrabungen veröffentlicht. Für den Autor, Prof. Dr. Frank Pohle, "war es eine Herausforderung, sich mit der Fülle an Untersuchungen und kontroversen Ergebnissen auseinanderzusetzen und das Ganze zu einem bislang einzigartigen Überblick über Forschungsgeschichte und Forschungsstand zur Pfalz Karls des Großen in einem Buch zusammenzuführen".
Denn die Aachener Pfalz wird seit 200 Jahren erforscht und entsprechend viel wurde gegraben und gedeutet – und zwar kontrovers bis hin zu leidenschaftlichen Männerfeindschaften, was eine vorurteilsfreie Neubewertung der einst getroffenen Aussagen nicht leichter macht. Ergrabenes und Gedeutetes geriet zudem im Laufe der Generationen wieder in Vergessenheit, wobei es zu erstaunlichen Divergenzen kam zwischen dem, was gemeinhin als "Forschungsstand" galt, und dem, was lokal bereits einmal gewusst wurde.
µPohle, Juniorprofessor für Geschichte und Kultur der Region Maas/Rhein am Historischen Institut der RWTH, hat nun versucht, die Forschungsgeschichte nachzuzeichnen und auf all die unklaren oder zweifelhaften Punkte der Baugeschichte der Aachener Pfalzanlage hinzuweisen: Die kritische Auseinandersetzung mit Grabungsberichten und Grabungsunterlagen der letzten 200 Jahre war für die Aachener Pfalz ein Desiderat der Forschung, dem die vorliegende Arbeit abhilft.
Frank Pohles Buch ist beim Verlag Philipp von Zabern erschienen und kostet knapp 79 Euro.
mitt/rkr - Archivbild: Jörg Hempel