Es ist kein gutes Zeugnis, das der Vorsitzende der Europäischen Liberalen der Institution EU ausstellt. Europa soll zurück zu seinen Wurzeln der 1950er Jahre, so Verhofstadt. Nicht die Wirtschaft sei ausschlaggebend, sondern die Politik. Ohne die passenden politischen Institutionen werden die Krisen zunehmen und immer heftiger werden. Alle berücksichtigten nur die historischen Ideen der Europäischen Gemeinschaft, von Kohle und Stahl über die Römischen Verträge bis zum Binnenmarkt. Doch dies alles sei weit entfernt von dem, was, die Gründerväter im Sinn hatten: eine richtige europäische Föderation und nicht nur ein Verbund von Nationalstaaten.
Angesichts der Krisen seien viele Menschen überzeugt, dass Europa nicht funktioniere. Und das nutzten Populisten und Nationalisten, um für die Rückkehr zu unabhängigen Nationalstaaten zu plädieren.
Guy Verhofstadt ist der Ansicht, Europa brauche eine große Reform. Er will eine Euro-Regierung, eine europäische Armee und am Ende: die Vereinigten Staaten von Europa. Das erklärte Verhofstadt am Montag bei der Vorstellung seines neuen Buches "Die Krankheit Europas und die Wiederentdeckung des Ideals" im Brüsseler Bozar.
Eine Übersetzung seines Buchs "Die Krankheit Europas und die Wiederentdeckung des Ideals" aus dem Flämischen ins Französische und Englische ist für kommenden März geplant. Derzeit laufen auch Verhandlungen für eine deutsche und eine italienische Version. Ginge es nach Verhofstadt, dann sei sogar ein Film oder eine Fernsehserie auf Grundlage seines Buches möglich.
Volker Krings - Bild: Thomas Samson (afp)