Er war Schwedens Lieblingsdichter: Der Literaturnobelpreisträger Tomas Tranströmer ist am Donnerstag im Alter von 83 Jahren gestorben. Das teilte sein schwedischer Verlag am Freitag unter Berufung auf die Familie des Poeten mit. "Seine Familie hat den Wunsch geäußert, in der nächsten Zeit in Frieden gelassen zu werden", hieß es in einer Mitteilung.
Tranströmer, der seit einem Schlaganfall 1990 an den Rollstuhl gefesselt war und kaum noch sprechen konnte, hatte den Nobelpreis 2011 bekommen, "weil er uns in komprimierten, erhellenden Bildern neue Wege zum Wirklichen weist". Das Gesamtwerk des Lyrikers umfasst nur rund ein Dutzend schmale Gedichtbände. Schon 1954 hatte er mit "17 Gedichte" sein Debüt gegeben. Seine Gedichtsammlungen sind in mehr als 60 Sprachen übersetzt worden.
"Die Schwedische Akademie hat die Nachricht von Tomas Tranströmers Tod mit Trauer und Bestürzung zur Kenntnis genommen", schrieb der Chef der Nobelpreisjury, Peter Englund, am Freitag in einer Mail an das schwedische Fernsehen. Als einer größten Poeten dieser Zeit habe Tranströmer Leser und Bewunderer auf der ganzen Welt gehabt. "Das, was von Tomas Tranströmer sterblich war, ist vergangen. Aber das, was sein Genie geschaffen hat, ist noch da", schrieb Englund. Schwedens früherer Außenminister Carl Bildt twitterte: "Wir fühlen Dankbarkeit für all den Reichtum, den Tomas Tranströmer uns geschenkt hat."
Die Verleihung des Nobelpreises an den Stockholmer war 2011 vor allem in seiner Heimat auf Begeisterung gestoßen. Mit Tranströmer hatte nach 37 Jahren erstmals wieder ein Schwede den begehrtesten Literaturpreis der Welt bekommen. Zuvor hatte er über viele Jahre als Dauerfavorit gegolten.
Den Literaturnobelpreis bekommen Schriftsteller und Dichter oft erst in hohem Alter. Der Preisträger 2014, der Franzose Patrick Modiano, ist 69 Jahre alt, die Kanadierin Alice Munro, die die Auszeichnung 2013 bekam, schon 83. Im vergangenen Jahr starben die südafrikanische Preisträgerin Nadine Gordimer (Nobelpreis 1991) und der Kolumbianer Gabriel Garcia Márquez (1982).
dpa - Bild: Fredrik Sandbgerg (epa)