Vorweihnachtsstimmung in Eupen: Zwischen Windlichtern und Kerzen flanieren Menschen, eigentlich nur Schwarze Silhouetten zwischen leuchtenden Schaufenstern. Innen, in den Geschäften, Menschentrauben. Teilweise ist es so voll, dass keiner mehr reinkommt. Einige Seitenstraßenprofis haben sogar ihre Sitzgelegenheiten selbst mitgebracht.
Unsere erste Station ist der Weltladen, hier sprechen Bewohner des Asylbewerberheims über ihre Erfahrungen auf der Flucht. Die Geschichten von Krieg und Flucht, aber auch von den Erfahrungen hier vor Ort geben tiefe Einblicke in das Leben der Migranten. Sie sind in der Schreibwerkstatt des Asylbewerberheims entstanden. Vielleicht sind sie sogar Manchen ein Anlass, mal über eigene Ansichten nachzudenken, denn nach Ende der Vorstellung gibt es viel Applaus und auch einige nachdenkliche Gesichter.
Fotoalbum: Seitenstraße – Lesen hinterm Tresen
Draußen vor dem Weltladen serviert man frischen Minzetee und Baklava im Beduinenzelt. Die Süßigkeiten sind im gesamten Nahen Osten verbreitet und bestehen aus einer Nussmasse, die in Blätterteig gebacken und noch warm in Zuckersirup oder Honig eingelegt wird. Frisch gestärkt gehen wir weiter. In der Nikolauskirche spielt die Harmonie Nord-Ost Wind für den guten Zweck. Alle Spenden, die beim Konzert gesammelt werden, gehen an die Vereinigung Jabezkids, die Kinder in Indonesien unterstützt.
Insgesamt beteiligen sich mehr als 30 Geschäfte an der Seitenstraße. "Das ist ein Selbstläufer geworden", sagt Chantal Heck. "Außerdem akzeptieren wir eigentlich alle guten Ideen."
Krankenhausgeschichten
Und das ist auch der Reiz der Seitenstraße. Die Ideen sind so unterschiedlich, wie die Orte, an denen sie stattfinden. Es gibt Kabarett im Bestattungsunternehmen, Geschichten aus der Region, Krimidinner und Reiseberichte. Es gibt Lesungen für Große, für Kleine, auf Deutsch und auf Französisch. Fast alle vorgetragen von Freiwilligen - so wie im Foyer des St. Nikolaus-Hospitals, wo Krankenschwestern wahre Geschichten aus ihrem Berufsalltag vorlesen.
Fotoalbum: Seitenstraße – Lesen hinterm Tresen
Zum ersten Mal gab es schon im Nachmittag auch Lesungen speziell für Kinder. "Bei den Kindern sind die Lesungen sehr gut angekommen. Wir haben ja zum ersten Mal ein größeres Programm für Kinder gehabt: Es gab drei, vier verschiedene Lesungen an verschiedenen Orten. In der Buchhandlung Idea war es schon um drei Uhr ganz voll. Und auch die Bäckerei Kelleter hatte sich richtig ins Zeug gelegt und alles zum Thema "Die drei ???" dekoriert. Es ist überall sehr viel los gewesen. Wir werden das Kinderprogramm auf jeden Fall weiter ausarbeiten", erklärt Organisatorin Chantal Heck von Chudoscnik Sunergia.
"Mit der Auflage in diesem Jahr waren wir sehr zufrieden. Schon die ersten Lesungen am Abend waren ausverkauft. Es war also eine ganz tolle Seitenstraße", lautet das Fazit von Chantal Heck zur diesjährigen Auflage.
Bilder: Katrin Margraff/BRF