Die weißrussische Autorin und Regimekritikerin Swetlana Alexijewitsch hat am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegengenommen. An der Verleihung der renommierten Auszeichnung, die mit 25.000 Euro dotiert ist, nahmen rund 1000 geladene Gäste teil.
Als "Archäologin der kommunistischen Lebenswelt" würdigte Laudator Karl Schlögel die durch ihre dokumentarischen Bücher bekanntgewordene Autorin. "Als Schriftstellerin hat sie gegen die autoritären Regime im postsowjetischen Raum, nicht nur in Belarus, nichts aufzubieten als ihr Wort - beharrlich, furchtlos, ergreifend", sagte Schlögel.
Börsenvereins-Vorsteher Gottfried Honnefelder bezeichnete Alexijewitsch als Schriftstellerin ganz neuer Art. Die 65-Jährige habe ihre ganze Kraft dazu verwandt, "diejenigen lebendig und hörbar werden zu lassen, deren Stimmen stumm bleiben". Es könne keinen Frieden geben, wenn Menschen oder ganze Gruppen stumm gemacht würden.
Alexijewitsch, die in ihren Büchern immer Betroffene zu Wort kommen lässt, gilt als moralisches Gedächtnis des zerfallenden Sowjetimperiums. Sie wurde mit Berichten über Tschernobyl, den sowjetischen Afghanistankrieg oder die verdrängte Rolle der Frauen beim Sieg der Roten Armee gegen Hitler-Deutschland berühmt.
Nach der Begründung des Stiftungsrats wird mit Alexijewitsch eine Schriftstellerin geehrt, "die die Lebenswelten ihrer Mitmenschen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine nachzeichnet und in Demut und Großzügigkeit deren Leid und deren Leidenschaften Ausdruck verleiht".
dpa/fs - Bild: Daniel Roland (afp)