Die Eifel wird kriminell: Alles dreht sich um Mord und Totschlag, wenn an diesem Freitag (13. September) in Gerolstein der Startschuss für das Krimifestival "Tatort Eifel" fällt. Leichen gibt es aber nur auf der Leinwand bei den Krimitagen, zu denen sich Krimi-Schauspieler wie Axel Prahl, Andrea Sawatzki, Christian Berkel, Dietmar Bär und Jan-Gregor Kremp angesagt haben.
"Das Festival hat als Krimi-Branchentreff deutschlandweit Rang und Namen", sagt Festivalleiter Heinz-Peter Hoffmann in Daun. Die Reihe bietet bis zum 22. September gut 30 Veranstaltungen von Lesungen über Filmpremieren bis Kabarett und Krimidinner.
Los geht es mit einem Konzert des als Münsteraner ARD-Tatort-Kommissar Frank Thiel bekannten Axel Prahl und seinem Inselorchester. "Ich war äußerst überrascht, wer da alles zugegen ist, zig namhafte Kollegen", sagt Prahl (53) über die Promidichte beim Festival. Zur Premiere des neuen SWR-Eifelkrimis "Der Bulle und das Landei" (17.9.) werden zudem Schauspieler Diana Amft und Uwe Ochsenknecht erwartet. Und bei der Verleihung des Filmpreises "Roland" (21.9.) wird das Team des zu ehrenden ZDF-Films "Das unsichtbare Mädchen" von Dominik Graf auf der Bühne stehen.
"Richtiger" Ex-Dieb dabei
Zudem wird Krimibuchautor Jacques Berndorf (75) Einblicke in die Recherchearbeit zu seinem neuen Krimi "Eifel-Krieg" geben. In dem Roman, der diesen November erscheint, gehe es um eine Gruppe von Neonazis und viele Morde, sagt Berndorf, der "Tatort Eifel" im Jahr 2001 mit Hoffmann gegründet hatte. Zudem ist beim Festival auch ein richtiger Ex-Gangster dabei: Stephan Brannys, der Mitte der 1990er seinem Arbeitgeber Hardware im Wert von 62 Millionen Mark klaute und dafür 40 Monate im Gefängnis saß. Heute ist er Coach und verrät Betrieben, wie sie sich besser vor Dieben schützen können.
Herzstück des Festivals im zweijährigen Turnus sei das Fachprogramm, sagt Hoffmann. Es richtet sich an Autoren, Regisseure und Fernsehproduzenten, die in der Eifel neue Trends im Krimigeschäft diskutieren. "Nachdem zuletzt Regionalkrimis im Fokus standen, schauen wir jetzt über den Tellerrand und nehmen internationale Koproduktionen ins Visier", sagt die Leiterin des Fachprogramms, Julia Röskau. Es gehe dabei etwa um andere, im Ausland übliche Erzählweisen, etwa ein Krimi über mehrere Folgen hinweg.
Insgesamt rund 6000 Besucher werden zu dem Festival erwartet, das vom Landkreis Vulkaneifel und dem Land Rheinland-Pfalz mit einem Budget von 300.000 Euro veranstaltet wird. Es gilt als deutschlandweit größter Treffpunkt der Krimi- und Filmszene. Um die Reihe habe sich in den vergangenen Jahren eine "kriminalistische Infrastruktur" in der Eifel entwickelt, sagt Hoffmann. Etwa mit einem Krimihotel, Krimiwanderwegen und einem Kriminalhaus in Hillesheim.
Dieses Kriminalhaus - mit einem Krimi-Café Sherlock und dem deutschen Krimi-Archiv - wird zum Start von "Tatort Eifel" neu eröffnet: Ein Umzug in ein größeres Gebäude sei aus Platzgründen notwendig geworden, sagt Krimiautor Ralf Kramp, der das Haus mit Frau Monika betreibt. Zur rund 26.000 Bände starken Bibliothek seien über die Jahre eine Sherlock-Holmes-Ausstellung und weitere Bücher gekommen. Im neuen Kriminalhaus gebe es zudem einen "begehbaren Tatort", an dem Krimi-Fans einen fiktiven Mordfall lösen könnten, sagt Kramp.
Von Birgit Reichert, dpa - Bild: Dimitris Stephanides, istockphoto