Generationen von Kindern liebten seine Bücher: Otfried Preußler, Schöpfer von Klassikern wie "Der Räuber Hotzenplotz" und "Die kleine Hexe", ist tot. Er starb am Montag im Alter von 89 Jahren in Prien am Chiemsee, wie der Stuttgarter Thienemann Verlag am Mittwoch mitteilte. Viele seiner Werke zählen zu den beliebtesten und bekanntesten Kinderbüchern weltweit.
Preußlers Bücher wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt, vielfach preisgekrönt und mehr als 50 Millionen Mal verkauft. Auch seine Bühnenstücke zählen zu den meistgespielten Werken des zeitgenössischen Kindertheaters.
Sein erster großer Erfolg gelang Preußler 1956 mit dem "Kleinen Wassermann". 1962 rief Preußler den Räuber Hotzenplotz ins Leben, der in mehreren Büchern dem tumben Wachtmeister Dimpflmoser das Leben schwer macht und mit Gert Fröbe ein legendäres Gesicht bekam. Nach dem "Kleinen Gespenst" (1966) präsentierte Preußler 1971 schließlich seinen ersten Jugendroman "Krabat". Das Buch wurde ein Welterfolg, der in 31 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen, unter anderem dem Europäischen Jugendbuchpreis, ausgezeichnet wurde. 2008 wurde das Buch auch verfilmt.
Der Fantasie Nahrung geben
Otfried Preußler wurde am 20. Oktober 1923 im böhmischen Reichenberg geboren. Schon mit zwölf Jahren schrieb er seine ersten Geschichten. Er wollte später als Schriftsteller in Prag leben. Doch nach dem Abitur 1942 wurde Preußler zur Wehrmacht einberufen und kam nach fünf Jahren in russischer Gefangenschaft 1949 ins oberbayerische Rosenheim. Um sich eine Existenz aufzubauen, fing er noch während des Lehramtsstudiums mit dem Schreiben an - zunächst als radelnder Lokalreporter, dann als Autor für den Kinderfunk. Bis 1970 war er Volksschullehrer.
Der Autor Preußler plädierte dafür, Kinder nicht zu früh mit den Problemen der Erwachsenen zu belasten. Mit seinen Büchern versuche er "nichts weiter, als den Lesern Spaß zu machen, sie in der Kunst des Lachens zu üben, ihrer Fantasie Nahrung zu geben, sie in ihrem natürlichen Lebensmut zu bestärken - und dies alles in der Hoffnung, ihnen auf solche Weise ein bisschen zusätzlicher Reserve an Kraft und Vertrauen mitgeben zu können auf den Weg in die Zukunft", sagte der Autor nach Angaben des Verlages einmal.
Auch sozial engagierte Preußler sich: Seit den 1970er Jahren unterstützte er die Orthopädische Kinderklinik Aschau am Chiemsee. Er gründete zudem eine gemeinnützige Vereinigung mit, die die kleinen Patienten und deren Familien in Notfällen unterstützt. Seit vielen Jahren lebte Preußler zurückgezogen am Chiemsee. Seine Geschäfte führte und führt seine Tochter Susanne Preußler-Bitsch. Erst vor kurzem erschien seine letzte Veröffentlichung: "Der kleine Wassermann - Sommerfest im Mühlenweiher". Otfried Preußler wäre am 20. Oktober 90 Jahre alt geworden.
dpa - Bild: Thienemann Verlag