Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an den chinesischen Schriftsteller Mo Yan. Das teilte die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mit. Damit geht die wichtigste Literaturauszeichnung der Welt erstmals an einen Autor, der in China lebt und arbeitet. Der 57-Jährige ist bekannt für seinen Roman "Das rote Kornfeld", der auch verfilmt wurde. In seinen Werken vereine er "mit halluzinatorischem Realismus Märchen, Geschichte und Gegenwart", hieß es zur Begründung.
Mo Yans Geschichten sind von den Erzählungen der Bauern in seinem armen ostchinesischen Heimatdorf Gaomi inspiriert, auch wenn der berühmte Literat längst in Peking lebt. Die Jury in Stockholm schrieb: "Mit einer Mischung aus Fantasie und Wirklichkeit, aus historischen und sozialen Perspektiven hat Mo Yan eine Welt erschaffen, die in ihrer Komplexität an William Faulkner und Gabriel García Márquez erinnert. Zugleich fußt sie auf der älteren chinesischen Literatur und mündlichen Erzähltraditionen des Volkes."
Den ersten aus China stammenden Literaturnobelpreisträger Gao Xingjian, der den Preis im Jahr 2000 bekam, ordnete die Jury damals Frankreich zu, weil er in Paris lebt.
Im vergangenen Jahr hatte der schwedische Lyriker Tomas Tranströmer den Literaturnobelpreis erhalten. Letzte deutschsprachige Gewinner waren Herta Müller (2009), Elfriede Jelinek (2004) und Günter Grass (1999). Die Auszeichnung ist mit umgerechnet 930.000 Euro (8 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Die Auszeichung wird seit 1901 vergeben.
Der Literaturnobelpreis soll am 10. Dezember in Stockholm zusammen mit den wissenschaftlichen Nobelpreisen überreicht werden. Das Datum ist der Todestag des schwedischen Stifters Alfred Nobel (1833-1896). Nobel war als Industrieller reich geworden und hat unter anderem den Sprengstoff Dynamit erfunden.
An diesem Freitag soll der Name des Friedensnobelpreisträgers verkündet werden. Diese Auszeichnung wird traditionsgemäß in Oslo überreicht.
dpa/mh - Bild: str/afp