US-Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton verlangten ihre Freilassung, Amnesty International und viele Reporter-Organisationen verschafften dem Fall Saberi weltweite Öffentlichkeit.
Die iranisch-amerikanische Journalistin Roxana Saberi wurde im berüchtigen Evin-Gefängnis in Teheran terrorisiert, mit dem Tode bedroht, bis sie ein falsches Spionage-Geständnis ablegte, das sie aber noch hinter Gittern widerrief.
In ihrem Buch "Hundert Tage", das am Mittwoch auf Deutsch erscheint, erzählt die 33-Jährige ihr Schicksal - mit durchlittener "weißer Folter", Willkür und ständiger Todesangst, schildert aber auch eindringlich das Leid der zu Unrecht inhaftierten Mitgefangenen. Vor einem Jahr kam ihr Buch in den USA auf den Markt, nun folgen einige europäische Länder.
Die Führung in Teheran drangsaliert Menschenrechtler, Aktivisten, Studentenführer und Journalisten immer wieder, Kundgebungen werden niedergeknüppelt. "Anklagen wegen angeblicher Spionage sind weit verbreitet im Iran", weiß Saberi. Kritiker würden unter diesem Vorwand weggesperrt, angeblich, um die nationale Sicherheit zu schützen. "Je stärker das Regime mit Brutalität und Geheimdienst-Methoden gegen die Bevölkerung vorgeht, desto wahrscheinlicher ist es, dass es zu einer Revolution kommen wird", glaubt Saberi, die seit 2003 im Iran lebte.
"Spionage für die CIA"
Saberi hat die ganz dunkle Seite in Teheran erlebt. In einem Schauprozess verurteilte ein Revolutionsgericht sie im April 2009 wegen Spionage für die CIA zu acht Jahren Haft. Internationale Empörung und Protest folgten, Saberi trat in den Hungerstreik. Beides zeigte Wirkung. In einem Berufungsverfahren wurde die Haft- in eine Bewährungsstrafe umgewandelt, sie kam nach 100 Tagen frei. Alpträume und Verfolgungsängste begleiten sie nach der erlebten systematischen Einschüchterung und Manipulation noch heute in den USA.
"Viele Iraner, die die Demokratiebewegung in ihrem Land unterstützen, hoffen jetzt auf positive Effekte für den Iran, wenn sich die Demokratie in Tunesien, Ägypten oder Libyen durchsetzen kann" Roxana Saberi
Saberi, Tochter eines Exil-Iraners und einer Japanerin, berichtete seit 2003 als Reporterin aus dem Land. Als ihr 2006 die Erlaubnis dazu entzogen wurde, führte sie für ein Buch über den Iran zahlreiche Interviews. Der Geheimdienst holte sie eines Morgens ohne jede Erklärung aus ihrer Wohnung, steckte sie in Einzelhaft, zwang sie mit Druck, Psychoterror und Drohungen auch gegen Angehörige - sogenannter weißer Folter - zu einem Geständnis, das sie mehrfach vor laufender Kamera wiederholen musste. Erst nach fünf Wochen Schikane durfte sie kurz mit einem Anwalt sprechen. Lange durfte sie nicht telefonieren, niemand wusste zunächst, wo Saberi steckte.
Saberi beschreibt auch die Qualen vieler politischer Gefangener, mit denen sie sich vorübergehend eine Zelle teilte - etwa eine Studentin, Intellektuelle, Unterstützerinnen der Oppositionsbewegung. Zwei Mithäftlinge, die der verfolgten Bahai-Religionsgemeinschaft angehören, wurden nach Saberis Freilassung zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die Freude über ihre Freiheit nach mehr als drei Monaten bleibe getrübt, schreibt die 33-Jährige: "Es schmerzt mich zu sehen, wie sehr meine Landsleute leiden müssen, wenn sie sich für so grundlegende Rechte wie Rede-, Vereinigungs- oder Versammlungsfreiheit einsetzen."
Yuriko Wahl, dpa - Bild: Abedin Taherkenareh (epa)