Als vor fast vier Jahren die Grundmauern der mittelalterlichen Burg von St. Vith freigelegt wurden, war das eine archäologische Sensation. Nur stellten sich die vorliegenden Schriftquellen als zu dürftig heraus, um sie historisch einzuordnen.
In dem St. Vither Lorenz Paasch, der auch der Bürgerinitiative Burg St. Vith angehört, rührte sich da der Historiker. "Diese massiven Grundmauern konnten ja nicht irgendwann einfach so mal entstanden sein. Da musste es ja einen Hintergrund geben. Bei Hecking, unserem Historiker der Stadt St. Vith, wurde die Antwort gegeben darauf, dass das um 1260/1270 der Fall gewesen sein soll. Aber es gibt keine urkundlichen Belege dafür."
Lorenz Paasch hat sich auf Spurensuche begeben: im Internet, in Bibliotheken und Archiven bis nach Luxemburg, Koblenz, München und Den Haag. Er ist fündig geworden - in Urkunden, die teils bekannt, teils unbekannt oder auch nicht ausreichend analysiert worden waren, namentlich was den Bau der mächtigen Burganlage betrifft, den der deutsche König und Graf von Luxemburg ausdrücklich verhindern wollte.
"Also es gibt diese Urkunden von 1350, die das sehr deutlich nachweisen und da gibt es auch nichts mehr daran zu rütteln, dass Karl IV. dieses Verbot ausgesprochen hatte. Damit ist ein für alle Mal geklärt und belegt, dass der Burgenbau in St. Vith 1350 angefangen hat."
Auch die Stadtrechte müssen St. Vith in jener Zeit durch Johann von Valkenburg verliehen worden sein, der sich auch das Recht herausnahm, an dem belebten Marktplatz und Pilgerort eigene Münzen prägen zu lassen. "Ich kann bestätigen, die Freibriefe hat es gegeben und zwar ausgestellt eben auch wieder von diesem Johann von Valkenburg. Das kann man mit Sicherheit sagen. Dafür gibt es jetzt eine ganze Reihe von urkundlichen Belegen. Nicht zuletzt ist es dadurch ja bewiesen, weil von 1371 eine Urkunde überlassen worden ist, in der der Herzog von Luxemburg die Stadtrechte anerkennt."
Noch viel zu forschen
Lorenz Paasch versteht seine Abhandlung als "kleinen Beitrag" zur Forschung über die mittelalterliche Geschichte von St. Vith und der Eifel - und da gebe es noch viel zu forschen. "Ich wünschte mir, dass vom Zentrum für Geschichte in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ein Auftrag an einen Doktoranden gegeben würde, der die mittelalterliche Geschichte studiert und der hier dann die Dokumente, die Urkunden in den einzelnen Archiven nachgeht und danach sucht. Das wäre eine sehr lohnende Aufgabe und da würde ich mich freuen, wenn das irgendein Nachfolger machen könnte."
Nebenbei stört es Lorenz Paasch, dass mittlerweile in der offiziellen Außendarstellung von St. Vith nur noch von "Gemeinde" die Rede ist. "Jede Stadt ist natürlich eine Gemeinde, aber nicht jede Gemeinde ist eine Stadt. Diesen Titel "Stadt" tragen nicht so viele Gemeinden. Also wir sollten eigentlich stolz darauf sein." Schließlich gelte ausgerechnet an diesem Wochenende zu feiern, dass St. Vith vor genau 670 Jahren erstmals als Stadt urkundlich erwähnt wurde.
Stephan Pesch