"Die zwei größten Probleme unserer modernen und reichen Welt sind anhaltende Arbeitslosigkeit und die wachsende Ungleichheit." Mit diesen Sätzen fängt der Bericht des Club-of-Rome-Gründungsmitglied Jorgen Randers und des Club-of-Rome-Generalsekretärs Graeme Maxton an. Der Titel: "Ein Prozent ist genug".
Wieder geht es um Wachstumskritik, doch im Mittelpunkt steht diesmal nicht die Ausbeutung der Ressourcen. Vor allem thematisieren sie soziale Probleme der westlichen Industriestaaten. Doch damit nicht genug: Der Text beinhaltet 13 konkrete Lösungsvorschläge.
Der wohl schlagzeilenträchtigste hat aber dennoch Bezug zum Naturschutz. Sie empfehlen, dass kinderlose Frauen mit 50 eine Prämie von 80.000 Dollar erhalten sollen. Also rund 71.000 Euro. Ihr Argument: Die Verdoppelung der Weltbevölkerung in den vergangenen 50 Jahren sei die Hauptursache für die fortschreitende Zerstörung unseres Planeten. Da es schwierig sei, den ökologischen Fußabdruck des Einzelnen zu verkleinern, wäre es "hilfreich, wenn die Gesellschaft die Wachstumsrate der Bevölkerung noch mehr drosseln, idealerweise sogar ins Negative kehren würde". Die Autoren erwarten, dass ihre Vorschläge strittig kommentiert werden. Das ist das geringste Problem.
Umstritten ist der Club of Rome nicht erst seit gestern, sondern bereits seit Veröffentlichung der Schrift 'Grenzen des Wachstums'. Apokalyptischer Alarmismus, der sich im Nachhinein als grober Unfug herausstellte, sagen heute die einen. Ein Weckruf zur rechten Zeit, der das ökologische Bewusstsein wachgerufen und Schlimmeres verhindert hat, sagen die anderen.
Jährliche Arbeitszeit verringern
Ob das neue Werk "Ein Prozent ist genug" so ein Bestseller wird wie "Grenzen des Wachstums" ist nicht mal sicher. Die Autoren fordern mit ihrem Bericht zwar einen radikalen Umbau der Volkswirtschaft. Die ersten sind sie damit aber beileibe nicht. Genauer betrachtet, handelt es sich um einen weiteren Beitrag zur Umverteilungsdebatte.
Zuerst steht die Forderung die Jahresarbeitszeit für alle zu verringern. Genau genommen durch zwei zusätzliche Urlaubstage bei gleichem Lohn. Das Arbeitslosengeld solle erhöht, ein Grundeinkommen eingeführt werden. Und der Begriff 'Arbeit' müsse umdefiniert werden. Auch Fürsorge für Mitmenschen soll angemessen entlohnt werden.
Und wie soll das Ganze finanziert werden? Durch die Erhöhung diverser Steuern, schreiben Randers und Maxton - allen voran die Erbschaftssteuer. Langfristig soll diese bei 100 Prozent liegen. Es folgen weitere Steuern für Unternehmen und Reiche, sowie die Besteuerung von Emissionen und Rohstoffverbrauch.
Weniger Außenhandel - Rente mit 70
Doch um den ökologischen Umbau der Wirtschaft zu ermöglichen, müsse auch noch mehr Geld gedruckt werden. Geld, dass nicht in den Finanzmärkten versickert, sondern in der Tasche der Bürger landen soll. Zudem wollen die Autoren Gewerkschaften stärker gefördert sehen, damit diese die gerechte Verteilung des Volkseinkommens mittragen. Der Außenhandel wird einschränkt, um Arbeitsplätze zu schützen. Eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums gehe nur zulasten einer kleinen Elite, kommentiert Co-Autor Randers die Vorschläge. Die Mehrheit der Bevölkerung werde davon profitieren.
Bei all diesen Wohltaten gibt es auch eine weniger populäre Maßnahme. Um die Renten zu sichern, schlagen die Forscher eine Anhebung des Renteneintrittsalters vor, etwa auf 70 Jahre.
Ob alt oder neu: Die Gerechtigkeitsdebatte wird neu angefeuert. Im Netz findet sie schon statt. Ein Leser fragte am Mittwoch: Wenn ich ein Grundeinkommen bekomme, warum muss ich überhaupt arbeiten, geschweige denn, unter Erhöhung meines Renteneintrittsalters?
Manuel Zimmermann - Bild: Monika Skolimowska/DPA
Wer den jahrzehntelang gepredigten Quatsch des Club-of-Rome noch glaubt, ist wohl selber schuld. Mal 'ne Übersicht gefällig, was die seit 1970ern vom Stapel gelassen haben:
- Die Zivilisation wird innerhalb von 15 oder 30 Jahren am Ende sein.
- 100 Millionen Menschen werden pro Jahr verhungern, wenn der Kapitalismus so weitermacht.
- Im Jahr 2020 wird es kein Erdöl mehr geben (1985 bekannt gemacht, Peak-Oil genannt). Im Jahr 1970 predigte man sogar noch, dass es schon im jahr 2000 kein Öl mehr geben wird.
- "Wachstum hat Grenzen" - stimmt, aber keiner kennt die Grenzen, dieser politisch korrekte Club bestimmt nicht.
Und nun predigen die auch, das unser gesamter Planet durch CO2-bedingte Klimaerwärmung zugrunde gehen wird... wer glaubt wir selig.
Das ist schlechte Science-Fiction aus den 1970er Jahren.
In Sachen Luftverschmutzung in Ballungszentrum und Mega-Städten wurde rechtbehalten, doch warum wird dieser Punkt nicht mehr betont? Sind die nur stolz auf Märchen?
Ob die Idee, an Frauen mit höchstens einem Kind Im Alter von 50 Jahren einen Bonus zu zahlen, praktikabel ist, möchte ich bezweifeln. Aber sie weist auf ein dringendes Problem hin: die Überbevölkerung. Man sollte Möglichkeiten erörtern, dem entgegenzuwirken. Dazu habe ich in meinem Buch "Die gemeinsame Wirklichkeit – Grundlagen einer gerechteren Weltordnung" auf den Seiten135 ff bereits Zusammenhänge aufgezeigt und traditionelle Sichtweisen dieses Themas ad absurdum geführt. Prinzipiell halte ich die Idee jedenfalls für in die richtige Richtung gehend.
@Müller-Luckwald
Wollen Sie etwa eine Bevölkerungsregulierung wie in China?
Die Bevölkerung in Europa stagniert doch so wie so.
Sollte man nicht nach demokratischer Art das Volk zuerst befragen?
Oder noch besser, man sollte die Menschen in Frieden lassen!
Sie gehören scheinbar auch zu den neu-sozialistischen Ideologen in Westeuropa, die aus der Geschichte des 20.Jh. nichts gelernt haben.
Übrigens. In Kreisen einer chinesischen Provinz hatte man anstatt die 1-Kind-Politik eine 2-Kind-Politik betrieben, um zu sehen was passiert. (Bericht im ARD-Weltspiegel vor ca.10 Jahren). Resultat: Die Geburtenrate war niedriger als im Rest von Rot-China. Fazit: Lasst die Menschen in solchen Sachen frei entscheiden. Der frei agierende Mensch ist besser als eine Politik, die den Überblick verliert.
Ihr Buch ist, mit Verlaub, genau so überflüssig wie die Ideen des Club-of-Rome.