Auf dem Deckel des Buchs "Eine kleine Eisenbahnstrecke im Eifel-Ardennen-Raum. Die Linie Vielsalm-Born (47A)" ist eine Jagdszene zu sehen: mehrere Reiter mit Jagdhunden, vor der Kulisse einer hohen Brücke mit vielen Bögen. Es ist die Darstellung des Eisenbahnviaduktes von Hermanmont bei Vielsalm.
Heute bleibt von der "großen Brücke", wie Charles Legros sagt, nicht viel übrig. Im Mai 1940 hatten belgische Soldaten zwei der insgesamt zehn Bögen gesprengt, um den Vormarsch deutscher Truppen aufzuhalten. Im Laufe der Jahrzehnte stürzten weitere Teile ein, zuletzt noch 1989.
Tag ein, Tag aus hat Fredy Thonus die Überbleibsel der einst so stolzen Brücke vor Augen. Für den Eisenbahnliebhaber war es an der Zeit, dass deren Geschichte niedergeschrieben wurde - und die der früheren Linie 47A zwischen Vielsalm und Born. Das haben Fredy Thonus und Charles Legros von der Vereinigung "Val du Glain, Terre de Salm" nun nachgeholt.
Von vorneherein war klar, dass ihr Buch auf Französisch und auf Deutsch erscheinen sollte. Unterstützung fanden sie bei Klaus-Dieter Klauser vom Geschichtsverein "Zwischen Venn und Schneifel". Er übersetzte deutsche Unterlagen ins Französische und redigierte die deutschen Texte. Herausgekommen ist ein fast 200-seitiges, ansprechendes Buch, mit vielen Illustrationen, die zum Teil bislang noch nicht veröffentlicht worden waren.
Ein Kapitel ist den russischen Kriegsgefangenen gewidmet, die zum Bau der Strecke herangezogen wurden. Pläne für eine Bahnverbindung zwischen St. Vith und Vielsalm hatte es länger gegeben. Verwirklicht wurde die 23 Kilometer lange Ost-West-Verbindung aber im Ersten Weltkrieg, um deutsche Truppen an die Front nach Frankreich zu bringen.
Nach dem Waffenstillstand wurde die "Kriegsbahn" aufgegeben. 1920 übernahm die belgische Staatsbahn. Durchgängig in Betrieb war die Strecke nur rund zwanzig Jahre - bis zu den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Schon Anfang der 50er Jahre wurde das Ende der Strecke besiegelt, Bauwerke wurden aufgegeben, Gleise abgebaut, Bahnschächte zugeschüttet.
Neues Leben verspricht der Ausbau des Ravel-Weges zwischen Born und Vielsalm - allerdings wird er nicht überall der früheren Bahnstrecke folgen können. Auf Seiten der Gemeinden Amel und St. Vith sieht es ähnlich aus.
Nächste Gelegenheit, die fast vergessene Bahnlinie aufleben zu lassen, ist am Wochenende des 20. und 21. August in Born: Dann wird an den Bau der Freiherr-von-Korff-Brücke vor hundert Jahren erinnert. Und die ist im Unterschied zu ihrem Pendant von Hermanmont immer noch da.
Text und Bilder: Stephan Pesch