Das literarische Ungarn trauert um den Schriftsteller und Romancier Peter Esterhazy. "Sein Tod ist ein unfassbarer Verlust für die ungarische Literatur", sagte Esterhazys ungarischer Verleger Janos Szegö am Freitag der Nachrichtenagentur MTI. Der auch im deutschen Sprachraum bekannte Autor war am Vortag im Alter von 66 Jahren in Budapest an einem Krebsleiden gestorben. Das Budapester Petöfi-Literaturmuseum lud für den Freitagabend zu einer literarischen Totenwache ein.
Esterhazy wurde am 14. April 1950 im damals tief kommunistischen Ungarn geboren. Als Kind erlebte er mit seinen Eltern die Verbannung in ein entlegenes Dorf. Die adligen Esterhazys galten als Klassenfeinde. Zu ihren Vorfahren gehörten Fürsten, Kulturmäzene, hohe Geistliche und Politiker. Ihnen setzte Esterhazy in "Harmonia Caelestis" (2001) ein ironisches Denkmal.
Der Adelsspross studierte zunächst Mathematik, arbeitete als EDV-Techniker in der sozialistischen Industrie und wandte sich 1978 ausschließlich der Schriftstellerei zu. In der Folge entwickelte er einen sehr persönlichen Stil, getragen von feiner Ironie und beziehungsreichen Anspielungen. Sein Thema war die komplizierte, von Brüchen geprägte Geschichte Mittelosteuropas, in der sich stets irgendwie seine eigene Geschichte und die seiner Familie spiegelt.
Über 20 Übersetzungen ins Deutsche
Mit mehr als 20 Übersetzungen ins Deutsche ist Esterhazy der bisher am meisten gedruckte zeitgenössische ungarische Autor im deutschen Sprachraum. Neben der "Harmonia Caelestis" zählen dazu unter anderen "Kleine ungarische Pornographie" (1997), "Donau abwärts" (1992) und zuletzt "Die Mantel- und Degen-Version" (2015) und "Die Markus-Version" (2016).
Im vergangenen Oktober gab Esterhazy öffentlich bekannt, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs litt. Er unterzog sich einer Chemotherapie und ging mit seiner tödlichen Krankheit nach außen hin gelassen um. Bis zuletzt trat er in der Öffentlichkeit auf, so im Vormonat anlässlich der Budapester Buchwoche, bei der er die Eröffnungsrede hielt. Esterhazy hinterlässt seine Frau und vier Kinder.
Während Leser, Kollegen, Freunde und Angehörige seinen Tod betrauern, gab sich die offizielle Politik bedeckt. Weder der rechts-konservative Ministerpräsident Viktor Orban noch Staatspräsident Janos Ader äußerten sich zu Esterhazys Tod. Lediglich das auch für Kultur zuständige Ministerium für Human-Ressourcen veröffentlichte am Donnerstagabend eine Stellungnahme, in der es das Lebenswerk des Verstorbenen für seine "brillanten Neuerungen und sprachlichen Überraschungen" würdigte.
dpa/rkr/sr - Bild: Ferenc Puskás/EPA