Die Akademie erklärte, der Autor beherrsche das epische Panorama ebenso wie die poetische Mikroskopie. Marcel Beyer, der in Dresden lebt, wurde international bekannt mit seinem Roman "Flughunde". Darin erzähle er vom Zweiten Weltkrieg, von der Instrumentalisierung der Sprache durch die Propaganda und von Experimenten mit menschlichen Stimmen. Der mit 50.000 Euro dotierte Büchner-Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland.
"Euphorisch" hat Marcel Beyer auf die Ehrung mit dem Georg-Büchner-Preis regiert. Nach den vielen Auszeichnungen der vergangenen Jahre habe er nicht damit gerechnet, sagte der 50-jährige Autor am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Ich dachte, jetzt ist erst mal Ruhe ein paar Jahre."
Die Wende 1989 sei für ihn als mit Popmusik sozialisierter Rheinländer zum Schlüsselerlebnis geworden, sagte Beyer, der in Köln groß wurde. Bei Besuchen in Berlin und im Osten habe er nach dem Mauerfall festgestellt: "Die Spuren der Zeit vor 1945 sind dort viel präsenter." Als Autor habe er begonnen, sich mit der deutschen Vergangenheit zu beschäftigen. Beyer ließ sich dann in Dresden nieder.
Auf Lesungen wird er derzeit laufend auf die dortigen Pegida-Aufmärsche angesprochen. Er sehe sich eher als "Mittlerfigur", sagt dazu Beyer. Das Klima in Dresden sei lange unerträglich gewesen. Im Westen wiederum gebe es viele stereotype Reaktionen, beklagt der Autor. Die Probleme im Osten gingen die gesamte Gesellschaft an.
dpa/jp