"Exit" steht über dem Leitartikel zum neuen Krautgarten - als ein "Abgang von der vertrauten Bühne, das Fallen des Vorhangs", wie es Herausgeber Bruno Kartheuser umschreibt. Aber einstweilen noch kein "Exitus", unterstreicht Kartheuser.
"Das ist das Ende von etwas. Was danach ist, das haben wir selber noch zu klären. Was danach ist, das werde ich nicht zuerst auf den Tisch der Medien legen, sondern zuerst mit den Kollegen und den Mitarbeitern absprechen und klären in den nächsten Monaten", sagt Kartheuser im BRF-Interview. "Wir haben uns zwar schon Gedanken gemacht, aber diese Regelmäßigkeit - dass wir fast so etwas wie eine Instanz geworden sind im Literarischen - das geht zu Ende." Im Herbst folge ein Sonderheft mit besonderen Akzenten und einer "würdigen Grablegung".
Die Regelmäßigkeit werde es nicht mehr geben, mit einer halbjährlich erscheinenden Zeitschrift, in einer Auflage von 800 Heften und mittlerweile wieder rund 320 Abonnenten, mit Buchveröffentlichungen, Lesungen und dem Knüpfen internationaler Kontakte. "Dieser große Betrieb, den man von außen nicht so wahrgenommen hat, aber der für uns doch eine Vollbeschäftigung gewesen ist - das wird eingestellt."
Bedingt durch "Höhere Gewalt, in diesem Fall die zensierende Gewalt der Eupener Autonomiebehörde", sagt Kartheuser. "Der politische Akt der Regierung, wo ich immer noch meine heftigen Vorwürfe bewahre, ist die Nichtanerkennung. Nicht die Frage der Förderung oder Nichtförderung, in welcher Höhe usw. Das diskutiere ich nicht. Wir haben jetzt in diesem Jahr einen Modus vivendi gehabt, der uns erlaubt hat zu existieren, ja. Aber die politische Gemeinheit ist und bleibt die politische Nichtanerkennung der Einrichtung 'Krautgarten', die seit 35 Jahren mit großem Erfolg in Ostbelgien funktioniert hat, und die man nicht wird ersetzen können."
Was auch an der ungeregelten Nachfolge liegt. Den von ihm geforderten Koordinator gibt es nicht und Bruno Kartheuser ist Jahrgang 1947. "Ich bin in der Nähe des Abschlusses meines siebten Jahrzehnts, also mache ich das nicht mehr, ich werde mich nicht mehr so ins Zeug legen können, wie ich das vor 35 Jahren gemacht habe. Also wäre auch das Teil einer Lösung gewesen, die man ins Auge fassen musste: den Arbeiter plus kulante oder normale Modalitäten für die Bezuschussung."
Nun hat die Regierung seit längerem angeboten, einen statutarisch anerkannten Lehrer für die VoG freizustellen. "Für diese Arbeit - schauen Sie sich einfach die anderen Clubs an, ob das Theater ist oder Multiveranstalter oder Ballett oder was auch immer - braucht man einen Facharbeiter, der diese Arbeit mit einer guten und hohen Qualifikation und mit einer guten Motivation unternimmt. Es geht nicht darum, einige Bürostunden zu klopfen."
Stattdessen brauche es die in mehrfacher Hinsicht zu verstehende Anerkennung als Basis für eine Weiterarbeit. "Wir können nicht im ostbelgischen Rahmen, im Rahmen der kleinen Autonomie hier, die literarische Instanz sein und gleichzeitig mit einem Eimer Jauche über dem Kopf dastehen. Das gehört sich nicht und es ist ja auch eine Frage des politischen Anstands gewesen, der eben nicht vorhanden war bei den Entscheidern."
Stephan Pesch