John Malkovich (56), Hollywood-Star mit abgründigem Rollen-Image, sieht sich als Bühnenschauspieler außerstande, eine Szene jeden Abend gleich zu spielen. «Schon bei den Broadwayproben 1984 zu "Tod eines Handlungsreisenden" hat der Regisseur mir das vorgeworfen. Ich erinnere mich nicht an alles, was ich gestern gemacht habe, kreiere dafür gern aus dem Moment heraus», sagte Malkovich am Sonntag in Hamburg. Er präsentierte dort vor der Premiere sein Musiktheater-Projekt «John Malkovich: The Infernal Comedy Confessions Of A Serial Killer», eine internationale Tourneeproduktion über den österreichischen Frauenmörder Jack Unterweger.
Hier entstehe aus dieser Eigenart eine künstlerische Tugend. Martin Haselböck, musikalischer Verantwortlicher des Abends, pflichtete ihm bei. «Auch für die beteiligten Barockmusiker erhöht es die Spannung, vor ihren Einsätzen und den Arien zweier Sopranistinnen nie genau zu wissen, wie etwa Johns Timing an einer Stelle diesmal ausfallen wird», sagte Haselböck.
Malkovich, der in Jeans und Turnschuhen zum gut besuchten Pressetermin erschien, hatte zuvor auf dem Flur des berühmten Theaters eingehend Fotos dortiger Aufführungen betrachtet. Anfang Juni wird Solodarsteller Malkovich («Gefährliche Liebschaften», 1988, «Schande», 2008) in der Inszenierung von Michael Sturminger zudem bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen gastieren.
Ernsthaft, mit sonorer, leiser Stimme, gab Malkovich Auskunft zur Produktion über den Prostituiertenkiller, der in Haft zum gefeierten Medienliebling wurde, danach wieder tötete und 1994 Selbstmord beging. Gemeinsam mit Haselböck und Kostümbildnerin Birgit Hutter hatte der intellektuelle Mime das Stück entwickelt, das die Unterweger-Geschichte im Stil eines barocken Opern-Melodrams sowie mit Arien etwa von Haydn, Mozart und Gluck erzählt. «Für mich ist besonders die Musik eine Herausforderung, denn sie verändert dich völlig», sagte Malkovich. «Sie ist wie ein Haus, in das du den Weg hinein und hinaus finden musst.» Auf die Frage, was er denn in Hamburg bis zum Abend, an dem um 23.00 Uhr noch eine Nachtvorstellung angesetzt ist, zu tun gedenke, antwortete der Star: «Ich mache meine Wäsche.»
Ulrike Cordes (dpa) - Bild: epa