Für viele gehörte das Tagebuch der Anne Frank zur Pflichtlektüre im Unterricht. Es ist Symbol und Dokument zugleich: Symbol für den Völkermord an den Juden durch die Nazi-Verbrecher, Dokument der Lebenswelt einer einzigartig begabten jungen Schriftstellerin.
Mit 13 bekam das jüdische Mädchen das rotkarierte Büchlein geschenkt. Sie führte es während der gut zwei Jahre dauernden Zeit des Verstecks in Amsterdam und schilderte, wie sich die jüdische Familie vor den Nationalsozialisten verstecken musste. Sie wurden schließlich verraten, Anne Frank starb vor 70 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Vater Otto überlebte den Naziterror und veröffentlichte das Tagebuch seiner Tochter.
Das Tagebuch steht ab dem 3. April im Mittelpunkt einer Ausstellung in der Abtei von Stavelot. In Zusammenarbeit mit dem Anne-Frank-Haus in Amsterdam hat die Vereinigung "Espaces Tourisme & Culture" das Tagebuch in den geschichtlichen Zusammenhang gesetzt.
Direktor Virgile Gauthier sieht in dem Tagebuch von Anne Frank auch eine zukunftsweisende Botschaft. "Sie schaut voller Hoffnung nach vorne, sie sieht sich bereits später als Journalistin", erklärt Gauthier im BRF-Interview. "Sie weiß, dass ihr Tagebuch veröffentlicht wird, sie überarbeitet es, weil die niederländische Exilregierung ihre Bürger gegen Ende des Krieges aufgerufen hatte, ihre Eindrücke festzuhalten. Daraus spricht gerade für die Jugendlichen eine Botschaft der Hoffnung und dass die Liebe stärker ist als der Hass."
Schirmherr der Ausstellung ist Henri Kichka. Drei Jahre vor Anne Frank als Sohn polinischer Einwanderer in Brüssel geboren, hat er nach der deutschen Besatzung einen ähnlichen Leidensweg durchlaufen. "Es ist sehr schwer für mich. Nicht weil ich so viel mitgemacht habe, aber ich habe meine ganze Familie verloren. Ich war in elf verschiedenen Konzentrationslagern, in Belgien, in Frankreich, in Deutschland und in Polen", beschreibt Kichka. Kurz vor Kriegsende wurde Henri Kichka im Alter von 19 Jahren aus dem KZ Buchenwald befreit. Heute berichtet er so oft er kann von dem, was er damals erlebt hat.
Die Ausstellung "Anne Frank, une histoire d'aujourd'hui" (Anne Frank, eine zeitlose Geschichte) ist zu sehen in der Abtei von Stavelot vom 3. April 2015 bis 14. Februar 2016.
Bilder: BRF