
787 verbrachten Karl der Große und seine Frau erstmals den Winter in ihrem neuen Ingelheimer Palast. Da sich Karls Politik zu dieser Zeit immer stärker auf eine Ausdehnung des Reichs nach Osten ausrichtete, hätte Ingelheim daher zur Hauptpfalz in Karls Herrschaftsgebiet werden können. Doch 794 starb seine geliebte Frau Fastrada - und Karl der Große zog sich zurück. Mit ihrem Tod war seine Freude an Ingelheim geschwunden. Stattdessen wurde Aachen zum neuen Mittelpunkt des Reichs ausgebaut, Ingelheim verlor an Bedeutung.
Doch die Geschichte der Stadt ist durch Karl den Großen außerordentlich stark beeinflusst. Die hier errichtete Kaiserpfalz wird zu seinen Lebensleistungen gezählt. Dank ihrer Dimensionen stellt sie bis heute eine der bedeutendsten Großarchitekturen des frühen und hohen Mittelalters dar.
Wie Aachen will auch Ingelheim im Karlsjahr mit Sonderausstellungen und Veranstaltungen glänzen, sagt Katharina Ferch von der Forschungsstelle Kaiserpfalz Ingelheim.
Die mittelalterliche Palastanlage wurde im 12. Jahrhundert zur Wehranlage umgebaut. Ab 1375 begann dann der Raubbau. Von den Herrschern verlassen, diente der ehemalige Königsaufenthaltsort den Ingelheimern als Steinbruch für ihre Häuser. Wie es sich heute in einem historischen Denkmal lebt, wissen die Ingelheimer nur zu gut.
Das Gelände der Kaiserpfalz ist 'überbaut'. Damit es für Besucher leichter wird, die Überreste der Bauten zu entdecken, hilft ein neuartiges Informationssystem bei der Besucherführung. Der eGuide, ein elektronischer Fußgänger-GPS-Navigations-Kaiserpfalzführer, leitet die Besucher per Sprachanleitung durch die Stadt.
Doch so richtig stolz ist man in Ingelheim über ein kleines aber bedeutendes Fundstück, das Aachen neidisch machen könnte. 1996 wurde in Ingelheim eine Goldmünze mit dem Portrait Karls des Großen gefunden. Das bislang wichtigste Fundstück der Kaiserpfalz, sagt Katharina Ferch. Der Star der Ausstellungen. Eine kleine Goldmünze – zumindest für Numismatiker.
Den letzten Trumpf spielt Ingelheim aber mit einer Sonderedition des Kaiserpfalzweines “Vinum Regium” aus. Der “Carolus” wurde anlässlich des Jubiläumsjahres von vierzehn renommierten Ingelheimer Weingütern hergestellt. An sich ist der Spätburgundercuvée schon eine Reise wert.
Mehr Informationen auf der Webseite des Karlsjahrs in Ingelheim
Bild: Volker Iserhardt