Europa hat es nicht leicht in diesen Tagen - Euroskepsis, Nationalismus und mehr Frust als Lust bestimmen die Tagesaktualität. Da gewinnen Auszeichnungen für die 'Europäische Idee' wieder mehr an Bedeutung. So verleiht der Landschaftsverband Rheinland am Dienstagabend wieder den "Rheinlandtaler" - eine Auszeichnung, die seit 1976 an Persönlichkeiten geht, die sich unter anderem für einen gemeinsamen Kulturraum stark machen. Und erneut wird ein Belgier vom Landschaftsverband Rheinland geehrt.
Er geht an den Leiter des Belgischen Staatsarchivs, an Prof. Dr. Karel Velle. Der 55-Jährige ist Doktor in Geschichtswissenschaften und steht seit nun fast zehn Jahren an der Spitze des Belgischen Staatsarchivs in Brüssel. Er sagte im BRF-Interview, dass er diese Auszeichnung auch all' jenen widmet, die im Archivwesen in der Euregio Maas-Rhein tätig sind. Er sieht den Rheinlandtaler als große Motivation an, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.
Karel Velle unterstreicht, dass die Arbeit der Archivare unverzichtbar ist, um die Erinnerung der Menschen wach zu halten, er spricht auch von einem "Gewissen" und meint damit die Wahrung der Rechte der Bürgerinnen und Bürger. Drittes Schlagwort sind für ihn die Gefühle: Archive als Zeugnis von schmerzlichen Erfahrungen von Gruppen oder Personen, von Kriegen und Widerstand, aber auch von ganz kleinen, alltäglichen Dingen, die jeden von uns betreffen. So zum Beispiel die Familiengeschichte oder Besitzverhältnisse.
Wichtig sei ihm die Einheit von Europa. Er wünscht sich ein größeres Miteinander zwischen den Völkern. Somit ist es ihm ein Anliegen, die Archiv-Arbeit auf europäischer Ebene voran zu treiben. Dabei helfen soll das APex-Projekt - ein online-Netzwerk für Europas Archive. Um es weiter auszubauen, betreibt er Lobbyarbeit in den Europäischen Institutionen.
Bild: Belgisches Staatsarchiv