Der Name Auschwitz wurde weltweit zu einem Symbol für den Holocaust, die Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden durch die Nationalsozialisten. Seit mehr als 60 Jahren ist auf dem Gelände des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers am Rande der polnischen Stadt Oswiecim eine Gedenkstätte.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu eröffnete am Donnerstag eine neue Dauerausstellung zur Geschichte des Holocaust. Mit Hilfe Israels und der zentralen Gedenkstätte Yad Vashem werden die historischen Fakten nach dem jüngsten Stand von Technik und Gestaltung dargestellt.
Ausstellungskurator Avner Shalev vom Museum Yad Vashem sprach mit der Nachrichtenagentur dpa über das Ausstellungsprojekt.
Was ist die zentrale Botschaft dieser Ausstellung?
Shalev: "Die Botschaft ist: Denke über Verantwortung nach, über die grundsätzlichen menschlichen Werte. Hass führt zur Katastrophe - nicht nur für die Opfer, sondern für die gesamte Gesellschaft. Wir wollen die Besucher nicht schocken, wie wollen eine Erfahrung vermitteln. Es soll ein Anstoß sein, etwas zum Nachdenken und Überdenken."
Welche Rolle spielt Auschwitz als historischer Ort für diese Ausstellung?
"Das ist eine grundlegende Bedeutung. Dieser Ort ist authentisch, hier fand die Schoah statt. Die Botschaft der Ausstellung wird durch diesen Ort noch verstärkt. Wir wollten hier eine neue Sprache der Museumsgestaltung finden, etwas, was die bestehenden Ausstellungen (der Gedenkstätte) ergänzt und eine Brücke ins 21. Jahrhundert schlägt. Mit den modernen Elementen ist das etwas, was hoffentlich auch die junge Generation anspricht."
Ein zentraler Teil der Ausstellung ist das Buch der Namen. Ist es auch ein Stück Genugtuung, den Ermordeten, die für die Nazis nur Nummern waren, ihre Namen zurück zu geben?
"Unbedingt. Ich wurde von verschiedenen Kollegen gefragt, warum wir das Buch der Namen nicht in Jerusalem präsentieren. Aber es gibt wirklich nur einen Ort dafür, diesen authentischen Ort Auschwitz. Wir haben bisher die Namen von 4,3 Millionen Opfern gesammelt. Wir hoffen, dass wir in zwei bis drei Jahren die fünf Millionen-Marke überschreiten werden. Dieses Buch hat leere Seiten, und wir hoffen, sie möglichst vollständig zu füllen. Die Opfer haben nun Namen, wir können eine Verbindung zu ihnen herstellen."
Ist Auschwitz der richtige Ort für diese Ausstellung?
"Eigentlich hätten wir diese Ausstellung gerne in Birkenau aufgebaut. Birkenau war der Ort der Schoah, der Massenvernichtung. Aber die Leute vom Museum haben gesagt, dass die Denkmalschutzbestimmungen keine Baumaßnahmen in Birkenau erlauben. Der Ort soll authentisch bleiben und nicht in ein Museumsgelände gestaltet werden. Wir haben diese Haltung notgedrungen akzeptiert."
Interview: Eva Krafczyk, dpa - Bild: Janek Skarzynski, afp