Mit der Entschlüsselung der perfekten Geometrie der Pfalzkapelle Karls des Großen (747-814) scheint eines der großen Rätsel um den Aachener Dom gelöst.
Der Bau basiere streng auf Kreis und Quadrat, stellte die Bauforscherin des Landschaftsverbands Rheinland, Ulrike Heckner, am Montag in Aachen fest.
Dem Herzstück des Aachener Doms liege ein Fußmaß von 32,24 Zentimeter zugrunde. Dieser «Aachener Königsfuß», der heute etwa der Schuhgröße 49 entsprechen würde, sei der Schlüssel zur Lösung gewesen.
In der Nachkriegszeit habe es mehrere wissenschaftliche Thesen gegeben. Erst durch die exakte digitale Vermessung des Doms in den vergangenen zehn Jahren seien jetzt exakte Rechnungen möglich. Für Aachen sei bisher ein Fußmaß von 33,3 Zentimeter angenommen worden. «Das ist definitiv zu viel», sagte Heckner. Karl habe in seinem Reich einheitliche Maße eingeführt, vermutlich eben auch den «Aachener Königsfuß».
Grundeinheit sechs
«Ausgangspunkt war die perfekte Geometrie der Kuppel», erklärte Heckner - ein Halbkreis. Höhe und Breite des Baus entsprächen dem zweifachen Maß des Oktogons, die Länge dem dreifachen Maß. Alle Maße und Zahlen seien miteinander verbunden. Planungsgrundlage sei ein Bauraster von sechs Fuß gewesen. «Sechs ist die Grundeinheit, auf die sich alles zurückbezieht - alle Grundmaße, die Höhe, die Breite - alles ist ein Vielfaches von sechs.»
In der Vollkommenheit der Geometrie und in der Harmonie der Maße liege die Kernidee des Bauwerks. Karl habe ein perfektes Bauwerk schaffen wollen. Zeitgenossen hätten die Aachener Pfalzkapelle darum auch als Tempel Salomos begriffen, der von jeher als perfektes Bauwerk galt. Die Pfalzkapelle sei künstlerisch, technisch und geometrisch perfekt.
Auch für Theologen und Philosophen böten die neuen Erkenntnisse ein großes Feld. Die beim Bau wichtige Zahl sechs gelte seit der Antike als vollkommene Zahl. Zwölf spiele in der Bibel eine wichtige Rolle und die Gesamtlänge, 144 Fuß, stehe für das «Himmlische Jerusalem» in der Apokalypse.
dpa - Bild: Oliver Berg (dpa)
...das wusste ich schon lange.