Ein Perlhuhn aus Meissner Porzellan illustriert den Artikel über die Sammlung des Museums der schönen Künste in Verviers. Das Haus atme den Charme des 19. Jahrhunderts, heißt es, als "Kunstausstellung" oft gleichbedeutend war mit "Kuriositätenkabinett".
Aufgrund der reichen Textilbarone der Stadt profitierte das Museum von vielen Schenkungen: Es besitzt Gemälde vom 14. Jahrhundert bis heute. Neben der internationalen Sammlung hebt "Le Vif" die regionale Szene Anfang des 20. Jahrhunderts hervor, vor allem die Bilder von Georges Le Brun.
Freunde der zeitgenössischen Kunst werden auf das Bonnefanten-Museum in Maastricht hingewiesen, das 1995 vom italienischen Stararchitekten Aldo Rossi gebaut wurde. In den ersten Jahren litt das schöne Gebäude unter Finanzierungsschwierigkeiten beim Ankauf neuer Kunstwerke.
Seit 2007 steht dem Bonnefanten die Privatsammlung der Lütticher Jeanne und Charles Vandenhove zur Verfügung: Werke von Joseph Beuys, Marcel Broodthaers, Bruce Naumann oder Richard Serra sind seitdem im stetigen Wechsel zu sehen. Ein Bild aus der Sammlung der Alten Meister hat es "Le Vif" allerdings besonders angetan: "Die Volkszählung zu Bethlehem" von Pieter Brueghel dem Jüngeren, eine Ikone der flämischen Primitiven. Dieses Bild allein lohne die Fahrt nach Maastricht.
22 Museumstipps umfasst die Broschüre, die der aktuellen Ausgabe von "Le Vif-L'Express" als Sonderheft beigefügt wurde.
Die vier vorgestellten Museen in Brüssel sind nur Insidern bekannt: Zum Beispiel das Librarium in der Königlichen Bibliothek oder die "Maison Autrique", erbaut von Victor Horta, mit ihren kleinen Comic-Ausstellungen im Umfeld von François Schuiten.
Die Wallonie ist mit zehn, Flandern mit drei Museen vertreten: Dieses Ungleichgewicht muss man einer frankophonen Wochenzeitschrift halt nachsehen.
Erwähnenswert noch der Hinweis auf das Mudam, das Museum für zeitgenössische Kunst in Luxemburg-Stadt. 2006 erst eröffnet, gab es auch hier einige Anlaufschwierigkeiten, die jetzt überwunden scheinen. Dafür hat nicht zuletzt der großzügige Ankaufetat im Großherzogtum gesorgt: Inzwischen besitzt das Mudam 400 Werke von 300 international anerkannten Künstlern.
Highlight der permanenten Ausstellung ist die Kapelle des Flamen Wim Delvoye mit ihren subversiven Kirchenfenstern, die aus bleiverglasten Röntgenaufnahmen menschlicher Körper beim Liebesakt bestehen. Wie heißt es so schön am Ende des Artikels über das Luxemburger Museum: "Bitte geben sie am Eingang ihre Vorurteile gegenüber zeitgenössischer Kunst ab und gönnen sie sich einen neuen Blick auf die Kunstwerke, in aller Freiheit."
vif/wb - Bild: Kim Zwarts