Laut dem US-Autorenverband PEN America wurden im letzten Schuljahr über 10.000 Bücher aus amerikanischen Schulbibliotheken entfernt – ein absoluter Rekord. Besonders betroffen sind Werke, die sich mit Themen wie Rassismus, Sexualität oder gesellschaftlicher Vielfalt auseinandersetzen.
Ein großer Teil der Initiativen wird von organisierten, ultrakonservativen Gruppen wie Moms for Liberty getragen. Diese Bewegung entstand während der Corona-Pandemie aus dem Widerstand gegen Masken- und Impfpflichten und konzentriert sich nun auf den Kampf gegen Schulbibliotheken. Sie versuchen die Trennung von Kirche und Staat aufzuweichen und religiöse Werte in den öffentlichen Bildungsbereich zu tragen.
Für viele Bibliothekare wird dieser Kampf persönlich gefährlich. Einige erhalten Morddrohungen, werden in sozialen Medien diffamiert oder öffentlich eingeschüchtert. In bestimmten Bundesstaaten droht ihnen sogar strafrechtliche Verfolgung, wenn sie Minderjährigen bestimmte Bücher zugänglich machen.
Regisseurin Kim Snyder warnt, dass diese Entwicklungen längst nicht auf die USA beschränkt bleiben. Bei einer Vorführung in Oxford berichteten britische Bibliothekarinnen und Bibliothekare von ähnlichen Tendenzen – erste Versuche, missliebige Bücher zu entfernen, seien auch dort im Gange. Snyder formuliert es so: "Wenn die USA niesen, erkältet sich Europa." Ihr Appell: Wachsam bleiben und Haltung zeigen.
Die Dokumentation The Librarians feiert ihre Premiere heute beim Filmfest von Gent und wird bald auch auf Amazon Prime verfügbar sein.
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