Der erste Ausstellungsraum im Museum Vieille Montagne ist am Samstagabend gut gefüllt. Zahlreiche Besucher sind vorbeigekommen. Insgesamt dürfen sie sich auf fünf verschiedene Szenen freuen. Es geht direkt los mit dem ersten Akt: "Der ewige Streit um den Altenberg." Es ist der Ort, an dem lange Zeit das kostbare Galmei gefördert wurde. Das Königreich Preußen, das Herzogtum Limburg, Frankreich oder die Österreichischen Niederlande. Alle wollten den Altenberg – die größte Galmeigrube Europas.
Mit Figuren aus Pappe, einer Prise Witz und Dramatik rekonstruieren die Schauspieler des ostbelgischen Puppentheaters die langjährige Geschichte am Altenberg. Dass es sich bei allen Vorstellungen um etwas Besonderes handelt, beweist die Tatsache, dass die Veranstaltung ins offizielle Kulturprogramm der belgischen Präsidentschaft des EU-Rates aufgenommen wurde. "Da wurden viele Begleitveranstaltungen ausgesucht und in einem Katalog empfohlen. Im Internet steht tatsächlich 'die Theaterwoche in Kelmis'", sagt Heinrich Heimlich, der künstlerische Leiter des Figurentheaters Ostbelgien (Fithe).
Im nächsten Raum, dem Treppenhaus des Museums, kommt es zum zweiten Akt. Ein Grubenarbeiter wird zur Direktion gerufen und gefeuert. Der Grund: seine Sympathie für die Gewerkschaft. Gespielt von den Rotnasen Kelmis. "Wir haben eine erstaunliche Geschichte in Kelmis. Als gebürtiger Kelmiser finde ich es wichtig, diese Geschichte den Leuten zu zeigen", erzählt Alain Krauth von der Theatergruppe Rotnasen Kelmis.
Im nächsten Akt blicken die Besucher auf ein Laufband. Verschiedene Pappfiguren werden darauf platziert. Es sind die Menschen, die sich früher auf der Lütticher Straße herumgetrieben haben. Zu sehen gab es auch die Milchfrauen, die Makei – Quark – verkauften. Die Hebammen, die uneheliche Kinder an neue Eltern vermittelten, Bergarbeiter, Lumpensammler oder Scherenschleifer. Sie alle prägten das damalige Landschaftsbild auf der Lütticher Straße.
Alle Theaterstücke, sei es mit oder ohne Figuren, erweckten die Geschichte von Kelmis zum Leben. "Personen, die das Museum als solches bereits kennen, werden durch die Aufführung nochmal dazu ermutigt vorbeizuschauen. Das Theater haucht der Geschichte Emotionen und Lebendigkeit ein. Deswegen ist das hier eine sehr wichtige Aktion für uns. Die Gäste scheinen auch zufrieden zu sein", freut sich der Direktor des Museums Vieille Montagne, Jan Sabri Cetinkaya.
Dem ist nichts entgegenzusetzen: "Ich finde es sehr interessant, dass verschiedene Aspekte der Kelmiser Geschichte aufgezeigt werden. Es ist auch wichtig, dass diese Geschichte an die nächsten Generationen weitergegeben wird", sagt ein Besucher.
Die Theaterwoche startete Ende Januar und endet am Mittwoch. Aufgepasst: Die letzten Aufführungen werden ausschließlich vor Schülerpublikum stattfinden. Tickets sind nicht mehr erhältlich.
Dogan Malicki