Ihren Ursprung hat die große Aachener Kirmes im 15. Jahrhundert. Eine Urkunde von 1426 erlaubt das Aufstellen von 32 Buden rund um den Aachener Dom. "Hier fing eigentlich alles an. Kirmes kommt von Kirchenmesse und fand anlässlich des Kirchweihfestes statt, deswegen passt es gut, weil wir in Aachen die Heiligtumsfahrt haben."
In fast 600 Jahren hat sich der Pilgerjahrmarkt zu einem der größten Kirmesfeste der Region gewandelt. Doch nicht bei allen war das bunte Treiben beliebt. Kurgäste wollten die Schausteller nicht in ihrer Nähe haben. "Das war 1805, da hat der Jahrmarkt hinter der Redoute stattgefunden. Bend steht für Wiese. Kurgäste haben es als störend wahrgenommen. 1945 wurde die Kirmes dann auf Driesch verlegt", erklärt Kuratorin Carmen Roebers.
Noch bis in die 1950er Jahre lebte der Jahrmarkt vor allem durch seine Kuriositäten. "Man hatte die Boxbude, man hatte die Artisten, die Dompteure, boxende Katzen, Zurschaustellung von Tieren, ein Albinomädchen und manche Attraktionen haben bis in die heutige Zeit überdauert. Die Schaubuden sind dann verdrängt worden durch die Entwicklung der Fahrgeschäfte."
Geschwindigkeit erleben - das war eigentlich nur einer Elite vorbehalten. Eben jenen wenigen Menschen, die sich ein Pferd, später ein Fahrrad oder gar ein Auto leisten konnten. Das Volk musste dafür auf den Jahrmarkt.
Ende des 19. Jahrhundert gab die Erfindung der Dampfmaschine auch den Fahrgeschäften einen Entwicklungsschub. "Das war dann eine neue Antriebsmöglichkeit. Noch ein Grund: Die Fahrgeschäfte brauchen auch entsprechendes Material. Das kann man mit der Eisenbahn auch besser befördern. Deshalb sind viele Jahrmärkte in der Nähe von Bahnhöfen veranstaltet worden."
Die Aachener Schausteller feiern in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Und in vier Jahren feiert der Öcher Bend seinen 100. Geburtstag. Die Kirmes als krisenfeste Institution, als Kulturgut seit Generationen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 20. August geöffnet. Mehr Infos zur Ausstellung, Eintrittspreise und Öffnungszeiten gibt es auf der Webseite des Centre Charlemagne.
Simonne Doepgen