"Humanotop" heißt das Theaterstück, das am Samstag in Eupen aufgeführt wird. Das Besondere: Es ist ein interaktives Stück. Das heißt, dass auch die Zuschauer aktiv werden können. Abgeleitet ist der Name "Humanotop" von einem aktuellen Forschungsprojekt der RWTH Aachen. Dort arbeiten die Forscher an der Technologie für die Stadt der Zukunft. Die soll nachhaltig und vor allem klimaschonend sein.
Aber auch wenn Technologie eine große Rolle in der Städteplanung spielen wird, ist die Gesellschaft mindestens genau so wichtig, findet die Truppe um das Brachland-Ensemble. Und genau dort soll das Theaterstück ansetzen, sagt Regisseur Dominik Breuer: "Der Ansatz in Aachen ist sehr technikorientiert. Wir haben das weiterentwickelt und haben uns gefragt, wie nachhaltig ein Humanotop wirklich sein kann. Ist das ein geschlossenes Areal für die Elite? Bezieht sie ihre Rohstoffe aus der Umgebung? Wir haben ein Jahr recherchiert mit dem Fokus vor allem auf dem Humanen, denn: Eine Gesellschaft kann technologisch funktionieren, aber wenn das Soziale - das Miteinander - nicht stimmt, dann ist so eine Gesellschaft direkt zum Scheitern verurteilt."
Das Publikum kann sich aktiv einbringen, um Perspektiven aufzuzeigen und Lösungsansätze für die großen Probleme unserer Zeit zu finden. Die interaktive Installation spielt in einer Zukunft, in der die Menschheit genau das geschafft hat. "Um kurz nach zwölf auf der Weltuhr ist es so, dass die Menschheit tatsächlich die Kurve bekommt. Also wir haben es mit Mühe und Schmerzen geschafft, unsere Zivilisation zu retten. Drei Wissenschaftlerinnen aus der Zukunft wollen jetzt herausfinden, wie genau das funktioniert hat, denn das Wissen ist verloren gegangen. Da kommt dann das Publikum ins Spiel. An fünf interaktiven Stationen kann man Dinge ausprobieren, sich einbringen oder einfach nur zuschauen. Aus den Impulsen, die das Publikum bringt, zeichnen die Wissenschaftlerinnen ein Zukunftsbild."
Jede der Aufführungen ist einzigartig, sagt Dominik Breuer. Genau davon lebt das Stück: "Je nachdem, welche Konstellation an Menschen dort zusammentrifft, ist jeder Abend anders. Das ist sehr spannend und es ist eine unglaubliche Menge an Potential da. Wenn den Leuten etwas Spaß macht, ist es fast egal, was sie tun. Es trägt auf jeden Fall zum Fortbestand unserer Zivilisation bei, insofern sie im Hinblick auf Nachhaltigkeit agieren."
Im Rahmen der Aufführung von "Humanotop" wird auch ein Audiowalk durch die Stadt Eupen stattfinden. Das soll vor allem dabei helfen, den Zuschauern eine neue Perspektive auf die eigene Heimat und Lebensstile zu liefern. "Es gibt so viele Selbstverständlichkeiten, mit denen wir schon geboren werden: Es ist selbstverständlich, dass unsere Stadt für Autos gebaut ist und nicht für Menschen, dass Dinge in Plastik verpackt sind, dass Bioprodukte gekennzeichnet werden und nicht andersherum. Manche Selbstverständlichkeiten können wir ändern, andere brauchen eine gewisse politische Entscheidungsebene. Aber ich glaube, es gibt eine Menge Potential in der Stadt."
Begleitet wird "Humanotop" von der RWTH Aachen, der Fachhochschule Münster und der Freien Universität Brüssel. Das Stück wird am Samstag um 20 Uhr in der Städtischen Grundschule in der Eupener Unterstadt aufgeführt. Der Eintritt ist frei.
Lindsay Ahn