Brich dir bloß keinen ab! (mach keine Umstände): Das ist die Verkürzung von "Brich dir bloß keinen Zacken aus der Krone!".
Abwarten und Tee trinken (erst mal sehen, ob etwas geschieht): Anfangs sagte man "Tee trinken und abwarten".
Jemandem nichts anhaben können (nicht schaden können): Anhaben ist abgeleitet vom mhd. einem anehaben, das heißt "jemanden angreifen".
Am Arsch der Welt (weit abgelegen): Früher dachte man, dass die Welt irgendwo ein Ende hatte, nämlich dort, wo die Welt "mit Brettern vernagelt ist".
Auf dem absteigenden Ast sein (an Bedeutung verlieren, weniger Erfolg haben): Es handelt sich um den Ast eines Stammbaums. Wenn jemand seine Kusine heiratet, haben beide Eheleute nur sechs statt acht Urgroßeltern. Damit wird der Stammbaum kürzer und dann ist man auf dem absteigenden Ast.
Sich einen Ast lachen (laut lachen): Ast bedeutete früher auch Buckel. Die Franzosen sagen übrigens rire comme un bossu. Nun lacht ein Buckliger nicht mehr als andere (im Gegenteil, denn er hat ja nichts zu lachen!), aber wenn man laut lacht, ist man etwas nach vorne gebeugt, die Schultern heben sich und es sieht aus, als habe man einen Buckel.
Sich aufgeschmissen fühlen (ratlos sein): Aufgeschmissen sagte man ursprünglich von einem gestrandeten Schiff, das sozusagen auf das Ufer "geschmissen" worden war.
Ein großer Bahnhof (ein großartiger Empfang): Man denkt an die Menschenmenge auf dem Bahnhof, wenn ein Prominenter mit dem Zug ankommt.
Ich versteh nur immer Bahnhof! (ich versteh nichts): Diese Redewendung ist erst am Ende des Ersten Weltkriegs entstanden. Die zurückflutenden besiegten deutschen Soldaten wollten alle schnellstens nach Hause und suchten deshalb den nächsten Bahnhof. Einer anderen Deutung zufolge handelt es sich um die Antwort eines Einheimischen, der von Fremden, die zum Bahnhof wollen und nur dieses eine deutsche Wort kennen, gefragt wird, wie man dorthin kommt.
Durch die Bank (ohne Ausnahme): Im Mittelalter wurden alle, die auf der Bank im Esszimmer saßen, der Reihe nach bedient.
In Bausch und Bogen (ohne einen Unterschied zu machen): Diese Redewendung findet ihren Ursprung in der Flurvermessung. Wenn jemand ein Feld erwarb, kaufte er es mit Bausch und Bogen, das heißt mit Gewinn (Bausch ist die außen verlaufende Grenze) und Verlust (Bogen ist die innen verlaufende Grenze), mit anderen Worten ohne auf kleine Einkerbungen zu achten.
Etwas zum Besten geben (etwas erzählen): Ursprünglich bedeutete dies bei einem Turnier "das große Los stiften".
Mit etwas hinterm Berg halten (etwas verheimlichen): Eine Deutung führt diese Redewendung auf den Dreißigjährigen Krieg zurück, wo man Artillerie hinter einem Hügel versteckte, um den Feind damit überraschen zu können. Eine andere Erklärung leitete Berg einfach von verbergen ab.
Eine Binsenwahrheit/-weisheit (eine allgemein bekannte Wahrheit/Weisheit): Schon griechische Dichter haben darauf hingewiesen, dass Binsen keine Knoten haben, dass jeder das weiß und dass man deshalb auch nicht danach suchen soll.
Blümchenkaffee (sehr dünner Kaffee): Nach dem Blümchenmuster, das man durch den dünnen Kaffee hindurch auf dem Boden der Tasse sieht.
Damit ist kein Blumentopf zu gewinnen (damit ist nicht viel zu erreichen): Wahrscheinlich steht Blumentopf hier für Blumenstrauß, den man Künstlern nach ihrer Darbietung schenkt.
Ich trau dem Braten nicht! (ich trau dieser Sache nicht): In einer Fabel wird ein Tier von einem Bauern zum Essen eingeladen. Als es sich dem Bauernhof nähert, riecht es den Geruch von Braten. Es wird misstrauisch, weil es sich ja um das Fleisch eines Artgenossen handeln könnte, es also das nächste Opfer sein könnte und läuft davon.
In der Bredouille sitzen (in Bedrängnis, in Schwierigkeiten sein): Das französische bredouille (in einer verzwickten Lage) bezieht sich auf das Trick-Track-Spiel. Es kommt praktisch nur noch vor in der Wendung rentrer bredouille, das heißt ohne Beute heimkehren und im übertragenen Sinn, ohne etwas erreicht zu haben.
Jemandem den Brotkorb höher hängen (nicht so viel geben, wie man gerne hätte): Ursprünglich bezog sich dies auf ein Pferd, dem man den Brotkorb höher hing, damit es nicht so viel fressen sollte.
In die Brüche gehen (untergehen, verloren gehen; nicht zustande kommen): Dies hat weder mit Mathematik noch mit einem zerbrochenen Krug zu tun. Bruch bedeutet hier Sumpf. Man denke an Imgenbroich (eigenartigerweise zwei Artikel) oder Brüssel, aus bruochsele (der Ort am Sumpf). In die Brüche gehen bedeutet also wörtlich "sich im Sumpf verirren".
Prof. Siegfried Theissen