Tanzen ist Konditionssport pur. Man trainiert das Herz-Kreislauf-System und viele verschiedene Muskelgruppen. Balletttänzer sind sogar fitter als Leistungssportler. Das haben Wissenschaftler in England herausgefunden. Sie haben Schwimmer und Balletttänzer den gleichen Fitnesstests unterzogen, und dabei hatten die Tänzer eindeutig die Nase vorn.
Das ist auch auf Hobbytänzer übertragbar: In Schottland haben Forscher Menschen über 60 Jahre, die Sport treiben, aber eben nicht tanzen, mit Altersgenossen verglichen, die regelmäßig schottischen Volkstanz betreiben. Auch hier waren die Tänzer klar im Vorteil.
Man geht davon aus, dass die Mischung aus intensiver körperlicher Anstrengung, Begeisterung und sozialem Miteinander gut für das Herz ist. Aber neben diesem Fitness-Aspekt gib es noch ganz andere Wirkungen, warum es Tanzen eigentlich auf Rezept geben müsste.
Anspruchsvolle Arbeit für das Gehirn
Tanzen ist ein wahres Wundermittel fürs Gehirn. Zunächst mal, weil es das Zellwachstum im Hirn fördert. Das gehört zwar strenggenommen noch zu den körperlichen Effekten, und das passiert natürlich auch beim Fußballspielen oder beim Joggen. Aber abgesehen davon stellt Tanzen so spezielle Anforderungen an unser Gehirn wie sonst keine andere Bewegungsart.
Tanzen ist eine geistige Beschäftigung. Man muss Tanzschritte lernen, man muss den Rhythmus halten, die Balance halten, beim Tanzen mit einem Partner muss man sich aufeinander einstellen, also synchron sein oder dem Partner folgen, je nachdem. Und all diese Anforderungen müssen koordiniert erfüllt werden, das ist sehr anspruchsvolle Arbeit für unser Hirn.
Es werden mehr Hirnregionen angesprochen, als wenn man eine Stunde auf dem Hometrainer radfährt, obschon das sicher auch gut fürs Herz ist. Aber beim Tanzen baut unser Gehirn neue neuronale Verbindungen auf und die Kommunikation zwischen beiden Hirnhälften wird intensiviert. Und das verbessert die Leistungsfähigkeit unserer grauen Zellen, vor allem, wenn wir etwas Neues lernen - neue Schritte, neue Bewegungsabläufe, neue Tänze.
Das sorgt für neue mentale Aktivität. Und dieses ganze Paket aus Anforderungen an unser Gehirn verbessert unser Gedächtnis, die Konzentration und das Gleichgewicht - alles Dinge, die im Alter ja bei den meisten nachlassen.
Gegen das Altern vorbeugen
Tanzen ist also auch eine gute Vorbeugung gegen das Altern. Tanzen hilft, das Nachlassen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit aufzuhalten. Wissenschaftler sprechen von "neuroprotektiven Effekten", also Effekten, die unser Gehirn schützen.
Amerikanische Wissenschaftler haben untersucht, ob man mithilfe von Freizeitaktivitäten ganz allgemein gegen Alzheimer vorbeugen kann. Und sie haben herausgefunden, dass das nur solche Aktivitäten können, die auch eine geistige Anstrengung beinhalten - also ein Musikinstrument spielen, bestimmte Brettspiele wie Schach, Lesen. Oder eben Tanzen.
vrt/sh/est