Dem Tod von der Schippe springen (einer tödlichen Gefahr gerade noch entrinnen): Wieso eigentlich Schippe (Schaufel)? Der Tod arbeitet doch mit einer Sense? Deshalb sagt man ja auch: Damit ist Sense (damit ist es jetzt vorbei) und das ist die Sense des Todes, des Sensenmannes. Vielleicht ist Schippe die Schaufel des Totengräbers.
Jemandem den Gnadenstoß geben (einen Gegner töten, um ihn von seinem Leiden zu befreien; jemanden fertigmachen): Wenn ein Verurteilter gerädert worden war, konnte der Henker ihm mit seinem Schwert den Gnadenstoß geben.
Ins Gras beißen (sterben): Tödlich Verwundete, die mit dem Gesicht zu Boden liegen, beißen buchstäblich ins Gras. Das ist immer noch besser als auf Granit beißen. Wer ins Gras gebissen hat, kann sich die Radieschen von unten ansehen.
Keinen Schuss Pulver wert sein (nichts wert sein): Als Todesstrafe galt der Tod durch Erschießen als ehrvoller als der Tod durch den Strang. Wer noch nicht einmal einen Schuss Pulver wert war, war wirklich nicht viel wert. Übrigens sollte man stolz darauf sein, das Pulver nicht erfunden zu haben.
Zeter und Mordio schreien (laut jammern): Zeter ist die Verformung des althochdeutschen ze hara (zur Verfolgung hierher) und Mordio ist Mord. Man meint also: Zur Verfolgung eines Mörders aufrufen.
Darauf kannst du Gift nehmen! (das ist ganz sicher): Man meint, das ist so sicher wie dein Tod, wenn du Gift nehmen würdest.
Jemandem aus etwas einen Strick drehen (sich auf etwas berufen, das jemand getan hat, um ihm dadurch zu schaden): Gemeint ist, dass man etwas, was jemand gesagt oder getan hat, so interpretieren kann, dass er dafür gehängt werden könnte. Das erinnert an die Worte des schrecklichen Anklägers der Französischen Revolution Fouquier-Tinville: 'Gebt mir einen Satz von jemandem und ich lasse ihn dafür hängen!' Er meinte jedoch "köpfen", denn er hat Hunderte auf die Guillotine geschickt.
Mit Hängen und Würgen (mit knapper Not, gerade noch): Früher wurden manchmal Menschen aufgehängt, ohne dass dabei ein Fallstrick gebraucht wurde. Statt dass ihnen beim Fall das Genick gebrochen wurde, würgten sie sich langsam zu Tode. Wenn man mit Hängen und Würgen gewonnen hat, dann heißt das nicht, dass man den Gegner umgebracht hat.
Geliefert sein (verloren sein): Gemeint ist, dass man dem Henker ab- oder ausgeliefert worden ist. Weg vom Fenster sein (nichts mehr zu bestimmen haben): Früher, als die Straßen noch sehr eng waren, konnten die Leute von Fenster zu Fenster mit ihrem Gegenüber reden. Wer plötzlich nicht mehr am Fenster erschien, war möglicherweise tot. Einer anderen Deutung zufolge handelt es sich um die Mächtigen, die sich gern am Fenster dem Volke zeigen. Wenn sie tot sind oder ihre Macht verloren haben, sind sie weg vom Fenster.
Das Zeitliche segnen (sterben). Wieso eigentlich, wo man sein ganzes Leben lang die Zeit totgeschlagen hat! Warum wollen Sie eigentlich die Zeit totschlagen? Sie ist doch nur vorbeigegangen und hat Ihnen nichts getan? Ja, vielleicht ein paar Spuren hinterlassen!
Wenn man sagt: Seine Uhr ist abgelaufen, dann kann das auch heißen, dass es eben keine automatische Uhr war oder dass die Batterie leer war!
Umsonst ist der Tod: Wenn Ihnen das ein Bestattungsunternehmer sagt, sollten Sie misstrauisch werden.
Wenn Sie bei jemandem auf der Abschussliste stehen, dann müssen Sie das nicht wörtlich nehmen. Übrigens: Eine Bierleiche wird weder zu Grabe getragen, noch kremiert. Um welche Ecke handelt es sich, wenn man jemanden um die Ecke bringt?
Auch Herein, wenn's kein Schneider ist! (ein scherzhafter Zusatz zu Herein!) hat etwas mit dem Tod zu tun. Ursprünglich sagte man 'Schnitter' und meinte damit den Tod mit seiner Sense.
Ein Engel kann ebenfalls ein Vorbote des Todes sein: Es geht ein Engel durchs Zimmer (sagt man, wenn plötzliches Schweigen eintritt). Wahrscheinlich ist damit der Todesengel gemeint.
Den Teufel gibt es zwar nicht, aber wir sollten ihn doch zu Wort kommen lassen:
In des Teufels Küche kommen (in eine sehr unangenehme Situation geraten): Dem Volksglauben nach hat der Teufel eine Küche, in der Hexen beschäftigt sind.
Ihn reitet der Teufel (er ist übermütig): Im Mittelalter glaubte man, dass Besessene von Inkuben (beim Geschlechtsakt oben liegende Teufel) beritten wurden. Wenn Sie also der Teufel reitet, können Sie leicht in des Teufels Küche kommen und dann ist der Teufel los!
Mal' den Teufel nicht an die Wand! (rede nicht von möglichen Unglücken!): Früher glaubte man, dass, wenn man den Teufel herbeirief, und sei es nur, durch ihn an die Wand zu malen, er auch sofort erscheinen würde.
Auf Teufel komm heraus (uneingeschränkt): Gemeint ist, dass man, auch wenn der Teufel erscheinen würde, weitermacht.
Den Teufel mit Beelzebub austreiben (ein Übel durch ein anderes, schlimmeres bekämpfen): Beelzebub ist einer der Namen des Teufels. Es handelt sich hier um ein Zitat aus dem Neuen Testament (Mat. 12,24-27).
Das ist starker Tobak! (das ist allerhand!): Tobak ist die ältere Form von Tabak. Diese Redensart findet man schon in einem alten deutschen Märchen: Ein Jäger macht dem Teufel weis, der lange Lauf seiner Schrotflinte sei der Stiel einer Pfeife. Als der Teufel den Lauf in den Mund nimmt, schießt der Jäger und der Teufel meint, das sei aber starker Tobak!
Viel Geschrei und wenig Wolle! (viel Lärm um nichts!): In einer alten Sage versucht der Teufel eine Sau zu scheren, was ihn zu diesem Ausruf veranlasst.
Siegfried Theissen