Jemandem Sand in die Augen streuen (jemanden täuschen): Während des Kampfes versuchte der Gladiator, seinem Gegner Sand in die Augen zu werfen, um ihn so leichter besiegen zu können.
Man könnte glauben, dass jemanden über die Klinge springen lassen sich auch auf die Ritterwelt bezieht, aber hier ist es der Henker, der den Kopf vom Rumpf trennt und dann sieht es aus, als ob der Kopf über die Klinge springen würde.
Lunte riechen (eine Gefahr spüren): Wenn man die brennende Lunte riecht, kann das Pulverfass jeden Augenblick explodieren.
Seine Pappenheimer kennen (seine Leute kennen): In Schillers Wallensteins Tod sagt General Wallenstein: Daran erkenn ich meine Pappenheimer! So lobte er den Mut der Soldaten aus Pappenheim.
Der Schuss ist nach hinten losgegangen (ein geglaubter Vorteil ist zum Nachteil geworden): Die alten Vorderladergewehre waren manchmal gefährlicher für den Schützen als für den Gegner, denn manchmal explodierte das Gewehr.
So schnell schießen die Preußen nicht! (so schnell geht das nicht): Dies war Bismarcks Antwort auf die Frage eines englischen Journalisten, der ihn gefragt hatte, ob Preußen bald Frankreich angreifen würde.
Rangehen wie Blücher (energisch handeln): Blücher war der preußische General, der Napoleon bei Waterloo geschlagen hat.
Jemandem den Laufpass geben (sich von ihm trennen): Im 18. Jahrhundert war der Laufpass eine Entlassungsbescheinigung, welche die Soldaten erhielten, damit sie leichter eine neue Beschäftigung finden konnten.
Es ist zum Schießen! (Man könnte sich totlachen): Dies hat nichts mit Pistolen oder Gewehren zu tun, sondern mit schießen im Sinne von wachsen, wie in der Salat schießt. Man denkt an jemanden, der sich vor Lachen krümmt und auf dessen Rücken ein Buckel zu wachsen scheint.
Ein Schuss in den Ofen (eine Handlung, die ihr Ziel nicht erreicht hat): Vielleicht handelt es sich hier um die Verkürzung von: ein Schuss in den kalten Ofen, wo Schuss das Einschieben des Brotteigs bedeuten würde. In einem kalten Ofen könnte das Brot natürlich nicht gebacken werden.
Den Bogen raushaben (wissen, wie man etwas tun muss): Es handelt sich hier nicht um Bogenschießen, sondern um die Geschicklichkeit, etwas in einem Bogen zu schießen, etwa mit einer Kanone oder zu werfen, etwa im Korbspiel.
Das geht aus wie das Hornberger Schießen (ein groß angekündigtes Ereignis geht sang- und klanglos zu Ende): Die Hornberger hatten das Pulver eines für einen hohen Besuch vorgesehenen Feuerwerks schon bei der Probe verschossen.
Auch ins Hintertreffen geraten (im Nachteil sein) stammt aus der Soldatensprache: Wer bei einer Schlacht von der vordersten Front nach hinten abgedrängt wurde, konnte den Verlauf der Schlacht nicht mehr beeinflussen.
Jemandem den Marsch blasen (ihm energisch seine Meinung sagen) bezieht sich auf die Blaskapelle des Regiments, das das Signal zum Abmarsch gab.
In unter aller Kanone sein (sehr schlecht sein) hat die Kanone nichts mit dem Krieg zu tun, sondern mit dem lateinischen Kanon (Regel, Richtschnur, Messstab).
Wohl sind echte Kanonen gemeint, wenn man mit Kanonen auf Spatzen schießt (mit unverhältnismäßigen Maßnahmen gegen etwas Harmloses vorgeht): Das soll es auf Flugplätzen schon mal geben!
Ein unsicherer Kantonist (jemand, auf den man sich nicht verlassen kann): Der preußische König Friedrich Wilhelm hatte sein Land in Kantone einteilen lassen, um so eine bessere Rekrutierung der Soldaten zu ermöglichen. Wer nun versuchte, sich dem Militärdienst zu entziehen, war ein unsicherer Kantonist.
Etwas nach Schema F behandeln (schablonenhaft, nach der Regel): Ab 1861 war F die Abkürzung für den Frontrapport des deutschen Heeres, ein Rapport, der die gleiche Form haben musste und immer nach den gleichen Regeln vorgelegt werden musste.
Am Boden zerstört sein (völlig erschöpft oder niedergeschlagen sein): Diese Redensart hat ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg, wo anfangs viele Flugzeuge schon am Boden zerstört wurden.
Jemanden auf dem Kieker haben (es auf jemanden abgesehen haben): Kieker ist abgeleitet vom niederdeutschen kieken (Niederländisch kijken). Der Kieker war das Korn des Gewehres oder auch das Fernglas.
Auf Tauchstation sein (sich irgendwo zurückgezogen haben, wo man nicht zu erreichen ist): Man denkt an ein Unterseeboot, das getaucht ist und mit dem man früher (jetzt geht es wohl!) keine Verbindung aufnehmen konnte.
Auf Tuchfühlung bleiben (mit jemandem in Kontakt bleiben): Soldaten, die in einer Reihe stehen, müssen auf Tuchfühlung bleiben, das heißt, dass sie so eng bei ihrem Nebenmann stehen, dass sie das Tuch seiner Uniform fühlen können.
Jemanden auf Vordermann bringen (ihn antreiben oder energisch zurechtweisen): Wenn die Soldaten in der Reihe stehen, muss sich jeder auf den Vordermann ausrichten.
Bis zur Vergasung (bis zum Gehtnichtmehr): Diese Redensart hat nichts mit den Gaskammern zu tun, denn sie war schon im 19. Jahrhundert bekannt, war sehr beliebt bei den Soldaten des Ersten Weltkriegs und stammt aus der Chemie: Wenn ein Körper lange genug erhitzt wird, wird er zu einem Gas.
Übrigens: Auch eine Stimmungskanone kann über ihr Ziel hinausschießen und sogar Pazifisten können schwere Geschütze auffahren. Wenn beim Militär der Nebenmann eine Soldatin ist, ist das dann eine Nebenfrau?
Zum Thema Krieg fallen mir zwei Sprichwörter ein, die ich kurz kommentieren möchte: Nicht jeder Schuss ist ein Treffer! Zum Glück! Denken Sie mal an die Überbevölkerung!
Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen: Aus der Bibel, aber deshalb nicht unbedingt wahr. Eher ein frommer Wunsch.
Siegfried Theissen