Haben ein Gewehr! (ja, wenn ich eins hätte!) stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wo es in einem Lied lautete: 'Wer will unter die Soldaten, muss haben ein Gewehr!' Im übertragenen Sinn bedeutet diese Redensart "Was man von mir erwartet, ist leider nicht möglich".
Null-acht-fünfzehn (einem allzu bekannten Schema folgend, nicht originell): Dies bezog sich zuerst auf das Standardmaschinengewehr des deutschen Heeres während des ersten Weltkriegs. Es wurde 1908 (null acht) umgebaut und 1915 (fünfzehn) noch einmal verbessert. Die übertragene Bedeutung deutet auf das ewige Wiederholen der Übung an dieser Waffe.
Jemanden in Harnisch bringen (ihn wütend machen) bezieht sich auf die Ritterwelt. Wörtlich bedeutet es: Den Gegner so weit bringen, dass er seinen Harnisch anlegt, um den Kampf aufzunehmen.
Vom Leder ziehen (den Degen ziehen, jemanden angreifen) kommt aus der gleichen Ecke: Das Leder ist hier die Lederscheide des Degens.
Den Fehdehandschuh aufnehmen (die Herausforderung annehmen): Wenn man jemanden zum Duell auffordern wollte, warf man ihm seinen Handschuh vor die Füße. Wer ihn aufhob, nahm das Duell an. Wer bei so einem Duell schwer verletzt wurde, wurde "abgeführt". Daher jemandem eine Abfuhr erteilen (ihn grob abweisen).
Etwas im Schilde führen (insgeheim etwas beabsichtigen): Ursprünglich hatte diese Redensart keine negative Bedeutung. Mittels ihres Schildes kündeten die Ritter ihren Rang und ihren Namen an. Auch mit offenem Visier kämpfen (seine Absicht offen bekennen) kommt aus der Ritterzeit: Am Beginn eines Zweikampfs hoben die Ritter ihr Visier, um zu zeigen, wer sie sind.
Eine Warnung in den Wind schlagen (eine Warnung nicht beachten): Wenn bei einem Duell einer der beiden Gegner nicht erschien, schlug der andere dreimal in die Luft und wurde so zum Sieger erklärt. Eine andere Deutung bezieht diese Redensart auf einen alten Rechtsbrauch: Wenn der Angeklagte nicht vor Gericht erschien, schlug der Kläger dreimal in die Luft und hatte so den Prozess gewonnen.
Für jemanden in die Bresche springen (für jemanden eintreten): Diese Redensart bezieht sich auf die Bresche in einer Festungsmauer, wo jemand für den gefallenen oder verletzten Kameraden einspringt. Für jemanden eine Lanze brechen (für jemanden eintreten): Wenn man bei einem Ritterkampf jemandem helfen wollte, konnte es passieren, dass dabei eine Lanze brach.
Bei jemanden im Stich lassen (ihn treulos verlassen) handelt es sich um das Stechen mit dem Degen. Ursprünglich bedeutete diese Redensart also, dass man jemanden mitten im Kampf sich selbst überließ.
Jemandem einen bösen Streich spielen (jemandem übel mitspielen): Der Streich ist der Hieb mit dem Degen. Spielen ist dann ironisch gemeint.
Den Spieß umdrehen/umkehren (einen Vorwurf zurückgeben) bezog sich auf den Spieß der Landsknechte. Wenn man angegriffen wurde, galt es, den Spieß des Gegners umzudrehen.
Jemanden ausstechen (ihn übertreffen): Bei einem Ritterkampf konnte man den Gegner mit der Lanze aus dem Sattel heben.
Etwas von der Pike auf lernen (etwas von der untersten Stufe an lernen): Die Pike ist der Spieß des Landknechts. Man meint also: von ganz unten, wie ein einfacher Soldat, anfangen.
Unter jemandes Fuchtel stehen (unter jemandes strenger Aufsicht stehen): Eine Fuchtel ist ein breites Schwert, mit dessen breiter Seite man bestrafte Soldaten schlug.
In allen Sätteln gerecht sein (sich auf allen Gebieten auskennen): Gerecht bedeutet hier richtig. Man meint also, dass jemand sich in allen Sätteln - und im übertragenen Sinn in allen Situationen - zurechtfindet.
Das Feld räumen (nachgeben, seine Meinung nicht durchsetzen können): Gemeint ist ursprünglich das Schlachtfeld.
Die Flinte ins Korn werfen (aufgeben, den Mut verlieren) war die Flinte des Soldaten, der nicht mehr kämpfen wollte und sein Gewehr einfach wegwarf.
Spanische Reiter (mit Stacheldraht bekleidete Holzblöcke, die zu Straßensperren oder Absperrungen gebraucht werden) haben ihren Namen im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) bekommen. Damals sollten sie die Reiter daran hindern, über diese Hindernisse zu springen. Die Franzosen sagen: Chevaux de frise, also friesische Pferde.
Das sind für mich böhmische Dörfer (das ist mir unverständlich): Diese Redensart ist während des Dreißigjährigen Krieges entstanden. Sie bezieht sich auf die tschechischen Namen der böhmischen Dörfer, die für deutsche Soldaten unaussprechbar schienen. In dieser Zeit rissen die Söldner einem Bauern, der nicht sagen wollte, wo er sein Gold versteckt hatte, manchmal ein Auge aus. Daher jemandem eins (= das Auge) auswischen (ihm Schaden zufügen). Eine "mildere" Foltermethode war der berühmte "Schwedentrunk" aus Jauche.
Auch sich am Riemen reißen (sich zusammenreißen, sich anstrengen) kommt aus der Soldatensprache: Bei der Inspektion mussten Soldaten, deren Uniform nicht genau saß, sich am Riemen reißen.
Bei jemandem die Stange halten (jemandes Meinung unterstützen) handelt es sich um die Stange, die der Sekundant im Zweikampf zwischen seinen Freud und dessen Gegner schob, wenn sein Freund ihm bedeutete, dass er den Kampf aufgeben wollte.
Auch jemanden aus dem Sattel heben (ihn besiegen) bezieht sich auf einen Zweikampf, diesmal von zwei Rittern, von denen jeder mit seiner Lanze versuchte, den andern aus dem Sattel zu heben und in den Sand fallen zu lassen. Daher etwas in den Sand setzen (etwas durch eigenes Verschulden verlieren). Zuerst sagte man "jemanden in den Sand setzen".
Siegfried Theissen