Aachen bringt nun die deutsche Erstaufführung dieser Ring-Trilogie von Tatjana Gürbaca heraus und der erste Teil mit dem Titel 'Hagen' feierte am Sonntag Premiere. Ein vielversprechender Auftakt zur kompletten Ring-Trilogie.
Um es gleich vorweg zu sagen, wenn die beiden nächsten Teile 'Siegfried' und 'Brünnhilde' ebenso intelligent und schlüssig inszeniert werden, wenn weiterhin so hervorragend gesungen wird und das Orchester seine am Premierentag gezeigte Höchstform halten kann, dann wird diese Ring-Trilogie ein großer Wurf für das Theater Aachen. Mit Teil 1 'Hagen' ist der Auftakt der über zwei Spielzeiten angelegten Trilogie in jeder Hinsicht gelungen.
In diesem "neuen" Ring wird die Handlung aus der Sicht der jüngeren Generation erzählt, in Teil eins aus Hagens Sicht, der zunächst in einem Traum den Raub des Rings durch seinen Vater Alberich erlebt. So beginnt der erste Akt von 'Hagen' mit einem Auszug aus der 'Götterdämmerung', um dann in einem Flashback zum 'Rheingold' zurückzukehren.
Im zweiten Teil des rund dreistündigen Abends wird dann erzählt, wie Hagen seine Intrige entwickelt, um den von Wotan und Loge dem Vater entrissenen Ring zurückzugewinnen. Er möchte seine beiden Halbgeschwister Gutrune und Gunther mit Siegfried respektive Brünnhilde verehelichen. Dabei sind diese beiden ja eigentlich füreinander bestimmt.
Nach der Einnahme eines Zaubertranks vergisst Siegfried aber seine Zuneigung für Brünnhilde, verliebt sich in Gutrune und hilft seinem neuen Blutsbruder Gunther dank der Tarnkappe Brünnhilde zu erobern. Doch als es zur Eheschließung kommen soll, denkt Brünnhilde nur noch an Rache, die dann von Hagen vollstreckt wird.
Soweit, so kurz, die Zusammenfassung des Geschehens. Regisseur Johannes von Matuschka gelingt es in seiner Inszenierung dank präziser Personenführung die Geschichte klar verständlich zu machen. Das Bühnenbild und die Videoeinspielungen sind in ihrer Prägnanz ebenso zutreffend. Und dabei gelingt ihm eine inhaltlich absolut überzeugende Übertragung.
Das Rheingold, das Alberich den Rheintöchtern stiehlt, ist das Wasser selbst. Die Bilder sprechen für sich, der Rhein ist mit Plastiktüten verschmutzt, pures Quellwasser wird zum kostbarsten Gut. Dabei vermeidet von Matuschka jede moralisierende Holzhammermethode. Das zeichnet die Produktion aus, in der dann auch noch ausgezeichnet gesungen und musiziert wird.
Es ist mehr als nachvollziehbar, dass für einige Rollen Gäste verpflichtet wurden, die allesamt zu überzeugen verstehen. Allen voran Avtandil Kaspeli als Hagen, großartig auch Sonja Gornik in der anspruchsvollen Partie der Brünnhilde (das ist für die nächsten Teile sehr vielversprechend) und Tilmann Unger als Siegfried.
Aber auch die Sänger des Aachener Ensembles überraschen durch dem Gesamtniveau entsprechende Leistungen. Hier ist vor allem Hrólfur Saemundsson als Alberich hervorzuheben.
Das Sinfonieorchester Aachen unter der ebenso umsichtigen wie engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Christopher Ward begeistert, mal abgesehen von ganz kleinen, aber fast schon zu vernachlässigenden Patzern, mit einem klanglich gut gebauten Wagner-Sound. Hier wird zum einen mit feinster Sinnlichkeit musiziert, zum anderen, wo es angebracht ist, mit Kraft und Verve, aber nie die Sänger überdeckend.
Bis Dezember sind zahlreiche Vorstellungstermine von 'Hagen' - Teil 1 der Ring-Trilogie im Theater Aachen angesetzt. Absolut empfehlenswert auch für Wagner-Novizen.
Hans Reul