Gleich mit einem Paukenschlag wird die Musiktheater Saison 2019-2020 in Aachen starten, nämlich mit "Der Ring Teil 1" von Richard Wagner. Nun ist man im Theater Aachen nicht so vermessen, die gesamte Tetralogie aufs Programm zu setzen, sondern eine dreiteilige Fassung, deren erster Teil "Hagen" überschrieben ist. Das Theater an der Wien hat diese Ring-Fassung als erstes Haus gezeigt und Aachen bringt jetzt die Deutschland-Premiere.
Der Aachener Intendant Michael Schmitz-Aufterbeck wollte nicht in den Konkurrenzkampf zu den zahlreichen anderen Häusern treten, die derzeit eine neue Lesart des gesamten "Rings des Nibelungen" herausbringen. Die Wiener Fassung ist kürzer, keiner der drei Teile ist länger als dreieinhalb Stunden, wie Schmitz-Aufterbeck schmunzelnd hinzufügt, und dieser Ring erzählt die Geschichte neu, aus einer anderen Perspektive, ohne aber Wagner zu verraten oder eine neue Note hinzuzufügen.
Auf "Hagen" soll dann in der übernächsten Saison mit "Siegfried" Teil zwei und später auch "Brünnhilde" zum Abschluss der Trilogie des Rings gegeben werden.
In der Saison 2019-2020 stehen dann noch Jules Massenets "Werther", Tschaikowskys "Pique Dame", "Sweeney Todd" von Stephen Sondheim, die Uraufführung einer neuen Oper über "Der Zauberer von Oz" von Anno Schreier sowie "La Calisto" von Francesco Cavalli an.
"Akzent Barock!" ist denn auch ein neues Projekt, das vom Land Nordrhein-Westfalen mit 600.000 Euro unterstützt wird. Aachen stellt schon seit einigen Jahren Barockopern vor, jetzt hat man dank dieser Finanzspritze die Möglichkeit, historische Instrumente und Bögen zu kaufen, und die Ausbildung in historischer Aufführungspraxis zu intensivieren. So bekommt Aachen ein Barockorchester im Orchester, was bisher im deutschsprachigen Raum nur in Zürich zu finden ist.
Im Schauspiel wird es fünf neue Produktionen im Großen Haus, sechs Stücke in der Kammer und fünf im Mörgens geben. Neben Schillers "Jungfrau von Orleans" erwartet die Besucher mit "Lazarus" von David Bowie sicher ein weiteres Saisonhighlight. Dieses Musical ist Bowies Vermächtnis, bei dem die Schauspieler des Ensembles auch sängerisch gefordert sein werden.
Generalmusikdirektor Christopher Ward hat natürlich auch Helden und Heldinnen in seinem Konzertprogramm. 2020 ist Beethoven-Jahr und Ludwig van wird zu einem musikalischen Helden, dem Ward zeitgenössische Werke gegenüber stellen wird. Besonders steht Sofia Gubaidulina im Fokus, sicher eine der wichtigsten Komponistinnen unserer Tage.
Aber es gibt noch eine weitere Heldin, denn Aachen bekommt erstmals eine Kapellmeisterin, die aus Südkorea stammende Yura Yang. Sie hat schon in Kiel und Gelsenkirchen als Dirigentin gearbeitet. In Aachen hat sie bei Probedirigaten und in einer "Romeo und Julia"-Vorstellung, das Orchester und die Musikdirektion überzeugt.
Ebenfalls neu am Haus ist in der kommenden Saison der aus Raeren stammende Bariton Fabio Lesuisse, der schon einige Mal in Aachen gastierte und jetzt festes Ensemblemitglied wird. Alle Informationen zur neuen Saison finden Sie in einem künstlerisch sehr schön gestalteten Programmbuch.
Hans Reul