Am Freitagabend hat die letzte Aufführung im Triangel in St. Vith begonnen. Eine Gelegenheit für die beiden Regisseure Alfons Velz und Robert Schmetz, Bilanz zu ziehen. "Ich fühle große Erleichterung, dass unser Stück so gut angekommen und komplett ausverkauft ist, aber auch Dankbarkeit, dass alles gut verlaufen ist. Es hat alles bestens geklappt", sagt Alfons Velz.
"Wir sind eine richtige Gemeinschaft geworden. Es ist eine ganz andere Stimmung hinter der Bühne als sonst", berichtet Robert Schmetz kurz vor dem allerletzten Auftritt. "Es ist wunderschön zu sehen, wie das Ensemble spielt und wenn das Publikum stehende Ovationen gibt."
Elfmal fand die Aufführung statt. "In so einem Zyklus verändert sich das Stück immer wieder. Erst einmal, weil das Publikum jedes Mal ein anderes ist. Aber auch die Spieler werden von Stück zu Stück sicherer", erklärt Velz.
"Wir haben viel positives Echo bekommen. Wir haben moderne Auffassungen in die klassische Ebene hineininterpretiert, zum Beispiel eine Szene, bei der es um die Rolle der Frau geht. Und das ist sehr gut angekommen", so Velz weiter. "Es kann sein, dass manche das Traditionelle bevorzugen. Doch wir peilen eigentlich die Leute an, die nicht mehr in die Kirche gehen. Wir wollen diese Leute berühren und zeigen, dass die Jesus-Geschichte auch heute noch weiterläuft."
"Man sieht zwar Sachen, die man verbessern kann, aber das war minimal", findet Schmetz. "Bei manchen Szenen hatten wir Ängste, wie es ankommt. Doch auch Gewagtes wurde gelobt", freut sich der Regisseur. Ein Beispiel: Judas haben die Regisseure in ihrem Stück von seiner Verräterrolle befreit. "Diese Umdeutung des Judas haben wir recherchiert und die machen wir auch schon seit 15 Jahren so", erklärt Alfons Velz.
Im Laufe der Jahre haben sich die Passionsspiele weiterentwickelt: "Für jedes neue Thema machen wir auch neue Recherchen. In diesem Jahr haben wir über die Frau des Pilatus recherchiert. Nach den Recherchen einigen wir uns dann auf eine Sicht der Dinge", so Velz.
Beim Schreiben scheuen die Autoren keine Mühe. "Wir haben sogar einen Berater in Liechtenstein kontaktiert, um das Ehegesetz der Juden richtig zu verstehen. Das war nicht einfach, aber es ist uns wichtig, vor allem, weil es wieder mit unserer heutigen Zeit zu tun hat."
Die Autoren trauen sich auch, verschiedene Evangelien miteinander zu verflechten, zum Beispiel einen Passus aus dem Lukasevangelium ins Johannesevangelium. "Das erstaunt so manch einen Theologen. Aber es passt zu unserer Sicht der Dinge."
mb/rasch