In den Wörterbüchern findet man eine ganze Reihe von Redensarten mit Herz, aber nur eins bedarf einer Erklärung. Wieso sagt man aus seinem Herzen keine Mördergrube machen (frei heraus reden)? Diese etwas eigenartige Redensart steht schon in der Luther-Übersetzung der Bibel: Die Mördergrube ist der geheime Schlupfwinkel der Mörder.
Andere Redensarten sind zwar deutlich, aber man sollte sie nicht allzu wörtlich nehmen: Sein Herz ausschütten, jemandem das Herz zerreißen oder blutenden Herzens: Was für eine blutige Angelegenheit!
Es fällt mir ein Stein vom Herzen! Wie ist der denn überhaupt dahingekommen?
Das Herz auf der Zunge haben: Wie soll das gehen und wie sähe das aus?
Das Herz auf dem rechten Fleck haben: Im eigentlichen Sinn ist das allerdings sehr seltsam.
Jemandem ans Herz gewachsen sein: Wie sollte man sich das vorstellen?
Mir rutschte das Herz in die Hose: Eher unwahrscheinlich! Könnte das nicht etwas anderes gewesen sein, das in die Hose gerutscht ist?
Auf Herz und Nieren prüfen: Das genügt heutzutage schon lang nicht mehr! Jetzt gehören auch Lunge, Magen und vor allem Blut zur Untersuchung.
Dazu noch einen Aphorismus von Lichtenberg (Philosoph und Satiriker des 18. Jahrhunderts): Man soll keinem Menschen trauen, der bei einer Versicherung die Hand aufs Herz legt.
Von den Redensarten mit Brust möchte ich nur zwei erläutern: sich in die Brust werfen (prahlen). Gemeint ist: Die Brust hervorstrecken, um sich zu brüsten.
Noch etwas in petto haben (noch eine Überraschung bereit haben): Das italienische petto ist auf das lateinische pectus (Brust) zurückzuführen. Man meint damit, dass man noch etwas Geheimes im Herzen hat, das für andere eine Überraschung sein wird.
Mit Magen und Galle gibt es nur wenig Redensarten und dann sind sie auch noch sehr eigenartig: Der Magen hängt mir in den Kniekehlen (ich habe großen Hunger) - glaube ich einfach nicht. Ich habe es jedenfalls noch nie gesehen!
Die Galle läuft mir über (mich packt die Wut) ist medizinisch auch nicht nachvollziehbar.
Da gäbe es noch die Schulter, die auch nur in ein paar erwähnenswerten Redensarten vorkommt: Etwas auf die leichte Schulter nehmen (etwas nicht ernst nehmen) muss man so verstehen, dass nicht die Schulter leicht ist, sondern die Last, die man ihr aufbürdet.
Jemandem die kalte Schulter zeigen (ihn gleichgültig behandeln) ist eine Übersetzung aus dem Englischen: to show a person the cold shoulder. Als Herkunft findet man manchmal die Geschichte von dem Gast, der zu spät zu einem Festessen mit Lammkoteletten kam, und dem man deshalb ein Stück von dem inzwischen kalt gewordenen Fleisch servierte. Es handelt sich also nicht um die Schulter des Gastgebers, sondern um die des Lammes. Die ganze Erklärung schmeckt jedoch nach Volksetymologie. Ich denke da eher an "jemanden kalt über die Schulter, also herablassend, ansehen".
Fehlt nur noch der Schwanz: Bei den Schwanz einziehen (nachgeben) denkt man an einen Hund, der sich mit dem Schwanz zwischen den Beinen davonmacht.
Ein paar Sprichwörter auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft
Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen: Leider schlafen gewissenlose Schurken genau so gut wie ehrliche Leute. Das erinnert mich an das geflügelte Wort vom Schlaf des Gerechten. Von Napoleon, der hunderttausende Menschen auf dem Gewissen hat, (und der dafür eigenartigerweise auch heute noch verehrt wird), weiß man, dass er sogar im Getümmel der Schlachten wie ein Murmeltier schlafen konnte.
Ein Spatz in der Hand ist besser als zehn auf dem Dach: Sparbuch gegen Börse.
Eine gebratene Taube fliegt keinem ins Maul: Wieso auch? Kann eine gebratene Taube denn überhaupt noch fliegen?
Einmal ist keinmal: Versuchen Sie das einmal einem Richter zu erklären!
Paradoxa
Wenn ein farbloser Mensch es zu bunt macht.
Wenn man sagt: 'Das gibt's nicht!', obwohl man es gerade selbst erlebt hat.
Wenn Liberale mit links gewinnen.
Und noch ein paar Aphorismen von Lichtenberg:
- Dass in den Kirchen gepredigt wird, macht deswegen die Blitzableiter in ihnen nicht unnütz.
- Man spricht viel von Aufklärung und wünscht mehr Licht. Mein Gott, was hilft aber alles Licht,
wenn die Leute entweder keine Augen haben oder die, die sie haben, sie vorsätzlich verschließen? - Der Vater: "Mein Töchterchen, du weißt, Salomon sagt: Wenn dich die bösen Buben locken ,so folge ihnen nicht!"
Die Tochter: "Aber Papa, was muss ich denn tun, wenn mich die guten Buben locken?"
Siegfried Theissen
Der Vater hatte ein /weiches Herz/ Ihm war sein Sohn von Jugend an /ans Herz gewachsen/, er hatte ihn /richtig ins Herz geschlossen/. So konnte er es/nicht übers Herz bringen/, ihn zu bestrafen. Dem Vater waren die reuevollen Worte des Sohnes /aus dem Herzen gesprochen/. Er dankte ihm /von ganzem Herzen/ und /drückte den demütigen Sünder tief bewegt ans Herz/ und so waren sie beide wieder / ein Herz und eine Seele/. Das nicht /herzig/ zu finden, wäre /herzlos/. Was sieht und fühlt man nicht alles mit dem Herzen!