Im Duden oder im Wahrig findet man eine ganze Menge an Redensarten mit Fuß oder Füßen, aber nur wenige bedürfen einer Erklärung: Mit dem linken Fuß aufgestanden sein (schlecht gelaunt sein) erinnert an die negative Bedeutung von links, was natürlich nicht für die Politik gilt, es sei denn für die Widersacher der linken Parteien.
Aber links galt schon immer als weniger wertvoll als rechts. Man denke an Rechts- und Linkshänder und vor allem an die Ausführung unhygienischer Tätigkeiten mit der linken Hand im Orient und last but not least an das lateinische sinistra, das auch Desaster bedeutet.
Stehenden Fußes (sofort) ist die Übersetzung des lateinischen stante pede. Wenn man vor Gericht einen Widerspruch einlegen wollte, musste man das sofort, also stehenden Fußes, tun.
Kalte Füße bekommen (aus Angst nicht mehr mitmachen wollen) findet seinen Ursprung im Glücksspiel: Da es zu einer gewissen Zeit verboten war, um Geld zu spielen, zogen die Spieler sich in ungeheizte Keller zurück. Wenn nun jemand gewonnen hatte und das Gewonnene nicht wieder aufs Spiel setzen wollte, gab er als Vorwand kalte Füße an, um weggehen zu können.
Die Ferse ist ja auch ein Teil des Fußes, also nehmen wir Fersengeld geben gleich mit. Hier gibt es drei mögliche Erklärungen: 1) Slawische Ehefrauen konnten ihren Mann verlassen, wenn sie versne pennige bezahlten. 2) Deseurteure konnten ungestraft davonkommen,wenn sie eine bestimmte Summe bezahlten. 3) Wenn ein Zechpreller die Gastwirtschaft ohne zu zahlen verließ, bezahlte er sozusagen mit den Fersen.
Einige Redensarten veranlassen mich zu einem Kommentar:
Jemandem den Fuß in den Nacken setzen (ihn seine Macht fühlen lassen) war in den Kolonien sehr beliebt.
Auf eigenen Füßen stehen mutet, wenn man darüber nachdenkt, eigenartig an: Wie wollen Sie denn auf den Füßen anderer Leute stehen? Es sei denn, Sie wollen ihnen auf die Füße treten.
Wer kalte Füße bekommt, sollte ein heißes Fußbad nehmen oder sich warme Strümpfe anziehen!
Zum Fuß gehört natürlich auch der Schuh: Umgekehrt wird ein Schuh draus (um dieses Ziel zu erreichen, muss man genau das Gegenteil tun): Jeder Schuster weiß, dass man zuerst die Außennähte nähen muss. Dann wird das Leder umgekehrt.
Den Schuh lass ich mir nicht anziehen (dafür übernehme ich keine Verantwortung). Gemeint ist: Dieser Schuh passt mir nicht. Deshalb: Das ist nicht meine Sache, nicht meine Verantwortung.
Jemandem etwas in die Schuhe schieben (jemandem die Schuld an etwas geben): Dies wurde zuerst wörtlich aufgefasst. Wenn ein Dieb in einer Herberge bang war, ertappt zu werden, schob er den gestohlenen Gegenstand in die Schuhe eines anderen Gastes.
Auch einige Sprichwörter möchte ich wieder kommentieren:
Geben ist seliger denn nehmen, sagt der Bänker seinen Kunden.
Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens: Wer das sagt, hält sich für viel intelligenter als die meisten Menschen. Hätte Schiller jetzt gesagt: 'Gegen Bürokratie...', dann hätte er auf jeden Fall richtig gelegen.
Geld allein macht nicht glücklich: Floskel des Bänkers zum Anleger, dessen Aktien wertlos geworden sind.
Geld stinkt nicht, sagte schon Kaiser Vespasianus, als er die erste kostenpflichtige Bedürfnisanstalt in Rom errichten ließ. Wenn dem so ist, wieso sagt man dann, dass jemand stinkreich ist?
Gelegenheit macht Diebe wird den Richter kaum beeindrucken.
Gestrenge Herren regieren nicht lange: Denkste! Schon 'mal was von all den Diktatoren gehört, die in ihrem Bett gestorben sind, wie Stalin, Mao und Franco?
Gesundheit ist der größte Schatz: Für die Ärzte sind unsere Krankheiten ein noch viel größerer Schatz.
Geteilte Freude ist doppelte Freude, sagte derjenige, der mein zweites Auto haben wollte.
Gut Ding will Weile haben, meinte der Faulenzer.
Gute Ware kostet ihr Geld: Das heißt jedoch nicht, dass alles, was teuer ist, auch gut ist.
Guter Rat ist teuer, besonders bei Rechtsanwälten.
Paradoxa sollten auch diesmal nicht fehlen:
Wenn jemand auf dem elektrischen Stuhl oder vor dem Erschießungskommando eine Galgenfrist bekommt.
Wenn ein (menschlicher) Esel Hühneraugen oder Krähenfüße kriegt.
Wenn ein Magersüchtiger sein Fett hat.
Wenn ein dummes Huhn Gänsehaut kriegt.
Galgen mit einem Blitzableiter.
Zum Schluss zwei Aphorismen von Lichtenberg (Philosoph und Satiriker des 18. Jahrhunderts)
- Wo damals die Grenzen der Wissenschaft lagen, da ist jetzt die Mitte.
- Wir halten uns selbst und andere noch in den Jahren für jung, in welchen wir, als wir noch jünger waren, andere schon für alt hielten.
Siegfried Theissen