An diesem Tag binden die Gläubigen einen Strauß aus vielen Heilkräutern und bringen ihn zur Kirche, damit der Priester sie segnet. Früher wurde er anschließend in der Stube an einem Ehrenplatz zum Trocknen aufgehängt.
Durch den Segen hoffte man auf eine noch stärkere Heilkraft der Kräuter und glaubte, dass das Haus und seine Bewohner vor allem Bösen geschützt seien.
Geschenk zur Taufe - auch im Viehfutter sollen die Kräuter helfen
So wurde bei aufziehendem Gewitter ein Büschel ins Herdfeuer geworfen. Für kranke Menschen wurde ein Teil dem Tee beigemischt. Auch im Viehfutter glaubte man an die Wirkung der Kräuter.
Oft wurde ein Teil unter das Saatgut des Getreides gemischt, damit es gut gedeihe. Kleinen Kindern wurde ein Teil des Büschels zur Taufe geschenkt und selbst in den Sarg wurden einige der geweihten Kräuter gelegt.
Dieser besondere Kräuterstrauß begleitete die Menschen also das ganze Jahr über und seine Wirkung wurde in allen Lebenslagen geschätzt. In früheren Zeiten und je nach Region war sogar die Anzahl der Kräuter des Kräuterstraußes genau festgelegt: es sollten 7, 9 oder 15 Kräuter sein (magische Zahlen), wobei es mancherorts sogar Büschel mit 77 oder gar 99 Kräutern gab. Teilweise war die Anordnung der Pflanzen im Strauß sogar festgelegt.
Frauendreißiger: Perfekt zum Sammeln von Kräutern
Heute wird dies freier gehandhabt. Oft bringen die Menschen einen Blumenstrauß aus dem eigenen Garten zu Mariä Himmelfahrt mit in den Gottesdienst. Dies hängt vermutlich auch damit zusammen, dass einerseits das Wissen um die Wirkung der Heilpflanzen und andererseits das Wissen um den Sinn dieses Brauchtums bei vielen Menschen verloren gegangen ist.
Die 30 Tage ab diesem Feiertag bis zum Fest Mariä Namen am 12. September werden als „Frauendreißiger“ bezeichnet. Schon in vorchristlicher Zeit galt diese Zeitspanne als besonders günstige Zeit für das Sammeln von Kräutern, da sie mit der vollen Glut der Sonne getränkt wurden und ihnen somit die größte Heilkraft zugeschrieben wurde. Der Brauch wurde später vom Christentum übernommen.
Insbesondere die Heilpflanzen, die eine heilende Wirkung auf die weiblichen Organe haben, sollen in der Zeit des Frauendreißigers gesammelt werden. Eine der wichtigsten Frauen-Heilpflanzen ist der Frauenmantel.
Michaela Schumacher-Fank