Schönste Frau Deutschlands, erotischste Schauspielerin, Mensch mit Zivilcourage - an Superlativen mangelt es nicht, wenn die Regenbogenpresse über Iris Berben berichtet. Tatsächlich ist Berbens Karriere für deutsche Verhältnisse eine Ausnahme: Ob Vietnam oder Südafrika, als Krupps Bertha oder Ulknudel - für Film und Fernsehen ist Berben um den Globus gereist und in Dutzende Rollen geschlüpft.
Ihre Ausstrahlung trug sie mit Tipps für Frauen zu Markte, für Erotik-Magazine ließ sie sich ablichten. Iris Berben wird am Donnerstag (12. August) 60 Jahre alt. Der Titel ihres Ratgebers «Älter werde ich später» passt zum Geburtstag. Interviews wollte sie dazu aber nicht geben.
Berbens künstlerischer Werdegang führt durch das deutsche Showgeschäft der vergangenen vier Jahrzehnte. Sie startete als Schauspielerin im Avantgarde-Kino Ende der Sechziger, heute ist sie ZDF-Kommissarin. Mehr als 100 Filme hat sie gedreht, einen Bambi, den Grimme-Preis und ein Bundesverdienstkreuz bekommen.
Nachdem sie dreimal von der Schule flog und das Abitur schmiss, suchte Berben als Schauspielschülerin in Hamburg den Kontakt zur Kunst- und Filmszene. Mit 18 Jahren debütierte sie in Rudolf Thomes «Detektive», später folgten weitere Filmrollen, darunter in Sergio Corbuccis Italo-Western «Lasst uns töten, Compañeros!».
In den 70er Jahren arbeitete Berben dann fast ausschließlich für das Fernsehen. Ob in den Comedy-Serien «Zwei himmlische Töchter» mit Ingrid Steeger oder in der Reihe «Sketchup» mit Diether Krebs - Berben zeigte Talent zur schrägen Verstellung.
Bis dahin wurde sie nur wenig von der Kritik wahrgenommen. Mit dem «Erbe der Guldenburgs», einer der erfolgreichsten deutschen Serien überhaupt, etablierte sie ihren Namen im Fernsehen.
Auch im Kino konnte sie ihren Hang zum anarchischen Humor ausleben. In Doris Dörries «Bin ich schön?» (1998) sprach sie als frustrierte Ehefrau mit ihrem Kaschmirpullover, in «Rennschwein Rudi Rüssel» versuchte sie es mit einem echten Schwein. Aber auch in Heinrich Breloers vielbeachteter Neuverfilmung «Buddenbrooks» (2008) nach Thomas Manns nobelpreisgekröntem Roman war Berben dabei. An der Seite Armin Mueller-Stahls spielte sie die Konsulin Bethsy.
Zusammen mit ihrem 1971 geborenen Sohn, dem Filmproduzenten Oliver Berben, und Regisseur Carlo Rola entwickelte sie ihre bisher erfolgreichste Rolle: Als Kommissarin Rosa Roth ermittelt Berben seit mehr als zehn Jahren für das ZDF. Dafür bekam sie 2004 eine Goldene Kamera. Zu ihrem Geburtstag zeigt das ZDF in der Nacht zum Freitag (13.8.) den ersten Fall «In Liebe und Tod» um 0.20 Uhr.
Seit Rosa Roth wird Berben auch immer wieder für die tragenden Rollen in großen TV-Produktionen engagiert, etwa für den Dreiteiler «Die Krupps - eine deutsche Familie» oder für Henning Mankells Krimiverfilmung «Kennedys Hirn», für den sie unter anderem in Südafrika und Mosambik drehte.
Es war wohl der frühe Kontakt mit der Studenten- und Protestbewegung, der Berben prägte. Aus dieser Zeit stammt ihr politisches Engagement, das sich später, beeinflusst auch durch die Beziehung zum israelischen Unternehmer Gabriel Lewy, vor allem als Sympathie für Israel äußerte.
Schon mit 18 Jahren war sie zum ersten Mal nach Israel gereist. Sie habe dort Themen ansprechen können, die seinerzeit in der Schule als vorlaut abgetan wurden, sagte Berben später: Die deutsche Vergangenheit und die Verbrechen der Deutschen an den Juden. Seitdem hat sich Berben immer wieder politisch geäußert, vor allem im Kampf gegen Antisemitismus. Für die Dokumentation «Und jetzt Israel» reiste sie 2004 als Reporterin durch das Land. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin ehrte sie später mit dem Leo-Baeck-Preis.
Einzelheiten aus ihrem Privatleben hat Berben immer aus den Schlagzeilen gehalten. Ihr Liebesverhältnis zu dem früheren Stuntman Heiko Kiesow sorgte für Aufsehen und Rechtsstreitigkeiten, nachdem bekanntwurde, dass er für die Stasi gespitzelt hatte.
In Werbespots und Filmen, etwa als Mörderin in der «Schönen Braut in Schwarz», als «Patriarchin» oder im Mehrteiler «Afrika, mon amour» wird Berben immer wieder als Beispiel dafür inszeniert, dass eine Frau auch mit 50 oder 60 gut aussehen kann. Eher mit Charme als genervt reagiert Berben, wenn sie auf ihr Aussehen und ihr Alter angesprochen wird. Ihr jugendliches Aussehen sei eine genetische Mitgift ihrer Mutter, sagte Berben dazu. Doch ihr sei klar, dass der Geburtstag ein Markstein sei. Das Leben sei endlicher geworden.
Esteban Engel (dpa) - Bild: epa